Start Nachrichten Die Entdeckung der Homöopathie

Die Entdeckung der Homöopathie

1965
Homoeopathie Entdeckung
Homoeopathie Entdeckung

„Da stirbt alles, wenn man so sagen darf, was sterben will, ohne sich an Galen, Boerhaave oder Brown [große Gelehrte für die damalige Zeit] zu kehren, und blo߸ was zum Tode nicht reif war, kommt davon. Da trägt man Krankenwärter und Ärzte, Apotheker und Wundärzte zu Grabe“

Frustriert von den medizinischen Möglichkeiten und Bräuchen seiner Zeit gibt ein international gefragter und hochangesehener praktischer Arzt und Zeitgenosse Goethes seine Praxis auf und beginnt querköpfig, beharrlich und unbestimmt zu suchen. Wie bei fast allen großen Dingen, half der Zufall bei der Entdeckung mit. So war es auch als Hahnemann zu der Erkenntnis, „Ähnliches werde durch Ähnliches geheilt“ („Similia similibus curentur“) kam.

Bereits vor Hahnemann wurde dieses Naturgesetz als Heilgrundsatz bei Hippokrates, auf den sich heute die gesamte medizinische Wissenschaft beruft, („Die Krankheit entsteht durch Einflüsse, die den Heilmitteln ähnlich wirken, und der Krankheitszustand wird beseitigt durch Mittel, die ihm ähnliche Erscheinungen herbeirufen.“) und Paracelsus 1526/27 (beschreibt er, dass in der Arznei „Materia in materiam“ kämpfe.) formuliert, geriet jedoch wieder in Vergessenheit.

Hahnemann war der Erste, der es konkret aussprach und erstmals niederschrieb:
“ man… wende in der zu heilenden Krankheit dasjenige Arzneimittel an, welches eine andere, möglichst ähnliche, künstliche Krankheit zu erzeugen im Stande ist.“

Das Werk, in dem er seine Lehre und die dazugehörigen Anweisungen darlegte, nannte er ganz im Geiste der Aufklärung „Organon der rationellen (vernünftigen) Heilkunde“. Neun Jahre später überwand er die Aufklärung, indem er sich einerseits von dem distanzierte, was nur bloße Vernunft ist und führte andererseits das idealistische, künstlerische Motiv in die Homöopathie.

Die Entdeckung des Ähnlichkeitsprinzips – Der Chinarindenversuch

2 Jahre, nachdem Hahnemann seine Praxis aufgegeben hatte begann er den Lebensunterhalt für sich und seine große Familie mit dem Übersetzen von fremdsprachigen Werken zu verdienen. Als er über der Arzneilehre des Engländers William Cullen sitzt, stößt er auf dessen Aussage, die Chinarinde habe eine Heilwirkung bei Wechselfieber, auch Malaria genannt und wirke magenstärkend. Letztere Auffassung konnte Hahnemann nicht teilen. Er daher also die Chinarinde am eigenen Leibe, indem er sie über mehrere Tage einnahm. Bei seinem Selbstversuch wurde ihm zunächst kalt, dann war er matt und schläfrig, sein Herz fing an schnell zu klopfen, eine Ängstlichkeit mit Zittern überfiel ihn. Seine Sinne wurden stumpf und seine Gelenke steif. Er bekam ein Klopfen im Kopf, rote Wangen und Durst. Kurzum, er bekam alle Symptome die ihm sonst vom Wechselfieber bekannt waren, doch ohne eigentlichen Fieberschauer.

Dies war die Geburtsstunde des Ähnlichkeits, – oder auch Simileprinzips. Die Tatsache, dass China bei ihm als Gesunden Malariasymptome erzeugte, und dass sie heilende Wirkung bei Malariakranken hat, führte ihn zur Erkenntnis dass Ähnliches durch Ähnliches geheilt werden kann. Gleichzeitig legte er den Grundstein für die spätere homöopathische Arzneimittelprüfung, das heißt an gesunden Menschen durch arzneiähnliche Substanzen ähnliche Wirkungsmuster erzeugen zu können, wie die einer Krankheit. Jene Arznei, die dann bestimmte Krankheiten oder Beschwerden hervorruft, ist auch imstande, diese bei einem Kranken zu heilen.

Hahnemanns Beurteilung über die Wirkung der Chinarinde, wurde später auch von Vertretern der Schulmedizin bestätigt. MEYER und GOTTLIEB beschrieben in ihrem „Lehrbuch der Pharmakologie“, dass die Körpertemperatur nach kleinen Chinadosen nicht selten ansteigt. Auch BARABASCHEW und KARAMITSAS bestätigten dies durch etliche Versuche an gesunden Ärzten.

Die „geistartige Lebenskraft“ – die Dynamis

Nun hatte Hahnemann die Erkenntnis, wie man Krankheiten heilen konnte, jedoch wäre es das Beste Krankheiten überhaupt zu vermeiden. Doch was war nun für ihn eine Krankheit? Wo sollte man ansetzten, um eine solche erst gar nicht aufkommen zu lassen? Der Ausgangspunkt für seine komplette medizinische – „heilkünstlerische“ – Ganzheit war die Lebenskraft oder auch Dynamis, „die in bewundernswürdig harmonischem Lebensgang alle Teile (des Menschen), seine Gefühle und Tätigkeiten aufrecht hält, sodass der in uns wohnende vernünftige Geist sich dieses lebendigen und gesunden Werkzeugs frei zum höheren Zwecke unseres Daseins bedienen kann.“ Hahnemann übernimmt somit die Vorstellung, die bereits seit dem Altertum existierte und von Aristoteles begründet wurde, dass lebenden Wesen eine so genannte Lebenskraft innewohne, die, aufgeteilt in Entelechie und Dynamis, den materiellen Körper (Organismus) belebe, ihn empfinden und tätig sein lasse.

Nach Hahnemann sei bei einem kranken Mensche eben diese geistartige, selbsttätige Lebenskraft, die in seinem Organismus überall anwesend ist verstimmt. Diese Verstimmung, durch die der Organismus diese widrigen Empfindungen erleide, nenne man Krankheit. Die Heilung geschehe einzig durch eine Umstimmung der Lebenskraft und „Befindensveränderung des Kranken in den gesunden Zustand“. Diese Umstimmung der Lebenskraft sei durch kleine, geschüttelte oder verriebene („dynamisierte“) Gaben von Substanzen zu erreichen

Genau diese Auffassung macht nun einen wesentlichen Unterschied der Homöopathie zur damaligen sowie heutigen wissenschaftlichen Schulmedizin aus. In dieser ist nämlich die Krankheit identisch mit ihren Symptomen.

Hahnemann mahnt jedoch die Krankheiten in ihrem Ursprung zu bekämpfen und vergleicht die Situation mit einem Feuer, dessen Rauch man nicht löschen solle, sondern allein das Feuer selbst. Die sichtbaren Symptome einer Krankheit seien daher nur die Anzeigung, nicht aber der Ursprung des Übels.