Start Cannabis und CBD Alter Phänotypen Potenz einhäusige Linien – THC- und CBD-Gehalt Variationen der Cannabinoiden

Alter Phänotypen Potenz einhäusige Linien – THC- und CBD-Gehalt Variationen der Cannabinoiden

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Variationen im THC- und CBD-Gehalt
Die in diesem Artikel zusammengestellten Daten wurden mühselig aus vielen wissenschaftlichen Berichten zusammengesucht und sind noch nie so umfassend dargeboten worden. Sie sollten eine wertvolle Basis für jede zukünftige Diskussion über die Potenz von Marihuana bilden. Natürlich sollten gewisse Einschränkungen gemacht werden. Es ist allgemein anerkannt, dass Marihuana wenigstens drei Tage luftgetrocknet (oder ofengetrocknet) werden sollte, um alle Cannabinoide extrahieren zu können. In einigen Studien wurde aber versäumt, dies zu tun, oder es wurden keine klaren Angaben über das angewandte Trocknungsverfahren gemacht. Daraus resultierend liegen die angegebenen Werte manchmal unter den tatsächlichen. Variationen in der Pflück-Technik stellen auch ein größeres Problem dar. Wie die Daten zeigen, existieren erstaunliche Variationen bei den Gehalten verschiedener Pflanzen-Teile und bei den Pflanzen untereinander. Pflanzen, die Seite an Seite gewachsen sind und von den Samen derselben Mutter- Pflanze abstammen, können in ihren Cannabinoid-Gehalten um das fünf-fache oder mehr voneinander abweichen. Andere Variablen sind Jahreszeit, Alter der Pflanzen und sogar die Tageszeit. Nur selten wurden alle diese Details beachtet und beschrieben, weshalb die Daten nur schwer zu vergleichen sind. Die meisten Untersuchungen fanden in den nördlichen Breiten statt (U.S.A., Canada und England), wo die langsam reifenden aber viel THC enthaltenden Linien aus südlichen Breiten entweder nicht reif wurden oder, wenn sie reif wurden, nicht die hohe Potenz und die drastischen Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Pflanzen wie in ihrem Herkunftsland aufwiesen. Das Argusauge wird auch bemerken, dass einige der allgemein als stärkste der Welt geltenden Marihuana-Sorten – Kolumbianische und Hawaiianische – in den Tabellen unterrepräsentiert sind, da sie von den Forschern fast völlig ignoriert wurden.

Ein Großteil der Variation rührt her von der Fluktuation anderer Verbindungen, wie Proteinen, Fetten und Kohlenhydraten. Cannabinoide werden durch die Membranen lebender Zellen nach außen sekretiert und scheinen ein Teil des aktiven pflanzlichen Stoffwechsels zu sein. Nach der Sekretion der öligen Cannabinoide ist die nicht-enzymatische Dehydrierung von THC zu CBN wohl die einzige wichtige ablaufende Reaktion. Sie verläuft relativ langsam, so dass CBN in frischem Marihuana selten in größeren Mengen auftaucht.

Dennoch enthält Marihuana, welches aus Ländern mit extrem heißem Klima stammt, wie z.B. Indien und Südost-Asien, signifikante Mengen an CBN. Weil Cannabinoide relativ schwerflüchtige (sie verdunsten nicht) und wasserunlösliche Substanzen sind, könnte man erwarten, dass der totale Cannabinoid-Gehalt pro Pflanze (inklusive Polymere) langsam, aber kontinuierlich während des Wachstums ansteigt und etwa zur Zeit der Blüte und des Ansetzens von Samen wieder abfällt. Zu diesem Punkt sind kaum irgendwelche Daten erhältlich.

Die Forscher haben leider nie das totale (Frisch-)Gewicht ihrer Pflanzen bestimmt, sondern immer nur den prozentualen Anteil der Cannabinoide in der getrockneten Pflanzenmasse angegeben. Wenn die Pflanze rapide photosynthetisiert und Zucker akkumuliert, wird ihr prozentualer THC- Gehalt vermutlich sinken, da sie THC viel langsamer aufbaut. Daher bedeuten abfallende THC- und CBD-Gehalte im Allgemeinen nur eine relative Abnahme im Trockengewicht, nicht jedoch eine absolute Abnahme im Frischgewicht der Pflanze. Eine Ausnahme bildet die alternde und sterbende reife Pflanze. In ihr kann ein rascher Abbau von THC und CBD nachgewiesen werden, der mit keinem CBN-Anstieg korrespondiert. Dieses Verhalten stellt eines der größten noch ungelösten Probleme der Biologie von Marihuana dar. Manchmal ist die Erklärung einfach – wenn z.B. die Samen mit zum Trockengewicht gerechnet wurden. Eine andere Möglichkeit wäre, dass die Cannabinoide Polymere bilden, auf die nicht untersucht wird. Eine eventuelle Polymerisation könnte auch die variierenden CBD-, THC- und CBN-Gehalte während des Wachstums erklären, man hat aber auf diesem Gebiet noch nicht viele Untersuchungen angestellt.

Variationen im Alter beim Cannabis
Samen besitzen, wenn überhaupt, nur extrem geringe Mengen an Cannabinoiden. Ihre Bestimmung ist schwierig, weil die die Samen umhüllenden Deckblätter die höchste Cannabinoid-Konzentration in der Pflanze überhaupt aufweisen. Selbst sorgfältiges Waschen mit organischen Lösungsmitteln kann Spuren auf den Samen zurücklassen. Nach der Keimung erscheinen die beiden Keimblätter (Kotyledonen). Auch sie enthalten keine Cannabinoide oder zumindest so geringe Mengen, dass eine Messung schwierig ist. Einige Tage nach dem Sprießen der Kotyledonen erscheinen dann die ersten beiden richtigen Blätter. Diese enthalten messbare Mengen an Cannabinoiden. Eine Studie, die mit thailändischen Samen im Gewächshaus durchgeführt wurde, konnte zeigen, dass die richtigen Blätter etwa dreimal so viel CBD wie THC enthielten, mit gleichbleibender Konzentration während der ersten drei Wochen des Wachstums. Die Cannabinoide wurden mit der gleichen Schnelligkeit wie die anderen Verbindungen in der Pflanze synthetisiert. Eine andere Studie ergab, dass in türkischen Pflanzen während einer Woche der CBD-Gehalt von 0,07 auf 0,34% anstieg, und dass mexikanische Pflanzen ihren CBD-Gehalt in drei Wochen von 0,03 auf 0,2% anhoben.

Obwohl in den türkischen Jungpflanzen (wie in den erwachsenen) nur Spuren an THC enthalten waren, vergrößerten mexikanische Jungpflanzen ihre THC-Konzentration von 0,04% auf respektable 0,46% in drei Wochen. Außerdem zeigten die mexikanischen Pflanzen eine Variation von 0,2 bis 1,1% THC. Eine durchschnittliche Person wird schon ziemlich stoned von Marihuana mit 1,1% THC. Diese Daten, verbunden mit Tabelle 2 und anderen Literaturangaben zeigen an, dass nicht nur das Cannabinoid-Muster der reifen Pflanze in den Erbanlagen des Samens festgelegt ist, sondern dass auch eine zwei Wochen alte Jungpflanze fast ebenso potent wie eine ausgereifte Pflanze sein kann. Aus Tabelle 2 ist ersichtlich, dass mexikanische Samen, die in Mississippi angebaut wurden, nach 13 Wochen erst 1,6% THC enthielten, später dann aber zwei- bis dreimal so viel. Wie dem auch sei, türkische Pflanzen besitzen nach 15 Wochen einen geringeren prozentualen CBD-Gehalt als nach sieben Tagen, obwohl die erwachsenen Pflanzen einen weitaus größeren Gesamtgehalt aufweisen.

Für den Marihuana-Anbauer ergeben sich mehrere praktische Konsequenzen aus den genannten Daten. Erstens können schon sehr junge Pflanzen geerntet und geraucht werden; wenn die Samen eurer THC-reichen Linie entstammen, werden sie ziemlich potent sein. Zweitens wächst die Potenz einer Pflanze nicht unbedingt kontinuierlich mit ihrem Alter an, sie wird sich oftmals einer konstanten Variation unterziehen. In einem Test steigerten sich mexikanische männliche Pflanzen von mittleren 1,6% THC nach 13 Wochen auf sage und schreibe 5,6% nach 15 Wochen, um dann nach 17 Wochen wieder auf immerhin noch 3% abzufallen.

Bedenke, dass diese Daten aus fehlerhaft durchgeführten Versuchen stammen könnten und deshalb mit Vorsicht (und einer Spur Cannabis) genossen werden sollten! Möglicherweise verschwand das THC auch in irgendwelchen Polymeren, die vielleicht ebenfalls psychoaktiv sind.1

Tabelle 2
Variation des Cannabinoid-Gehalts in der wachsenden Pflanze**
Die Werte in dieser und anderen Tabellen sind als % des Trockengewichts angegeben, abgerundet auf die erste Stelle nach dem Komma, und gelten für die getrockneten Spitzen der jeweiligen Pflanzen.

M = Männlich W = Weiblich V = Vegetativ (vo der B Ute) SP = Sp uren ( <0,1%)
Herkunft Alter in THC :bd
der Samen Wuchsort Wochen M V W M V w
Türkei Mississippi 8 SP SP 0,1 0,2
11 SP SP 0,2 0,2
15 SP SP 0,3 0,3
18 SP SP 0,5 0,9
19 0,1 1,0
Mexiko Mississippi 5 0,5 0,1
7 0,7 0,1
9 2,5 0,2
11 1,7 0,1
13 1,6 1,6 0,6 0,6
15 5,6 3,3 0,6 0,2
17 3,0 2,9 0,1 0,2
19 3,0 4,0 0,2 0,4
Japan Japan 2 0,1 0,1
4 0,2 0,3
8 0,4 0,3 0,1 0,2
12 0,8 0,1 0,2 SP
16 0,4 0,9 0,1 SP
20 0,7 0,2
Japan Japan 18 2,7*
21 5,8
22 6,6
23 8,4
24 9,4
27 10,9

* Werte für Perianthen (Alter angenähert)
** Die Versuchstechniken sind im Text näher erläutert
Quelle: P.S. Lettermann et al., „Mississippi Crown Cannabis sativa L.“, Journal of Pharmaceutical Science 60 (1971) 1246; C.E. Turner et al., „Constituentsof Cannabis sativa L.X.Acta Pharmaceutica Jugoslavica 25 (1975): 7; H. Kaneshimaetal., „Studies on Cannabis in HokkaiSo, part 5”, Hokkaidoritsu Eisei Kenkyushoho 23 (1973): 1.

Cannabinoid-Phänotypen
Es gibt grundsätzlich zwei Typen von Marihuana-Pflanzen: Solche, die wegen ihres Fasergehalts und solche, die wegen ihres Drogengehalts kultiviert wurden. Der Fasertyp wurde generell in gemäßigten Klimaten angebaut und diente der Herstellung von Stoffen, Seilen und Papier. Er bringt wenig oder gar keine Droge. Der Drogentyp wurde generell in wärmeren, trockeneren Klimaten angebaut und ist zur Fasergewinnung schlecht geeignet. Der Fasertyp ist allgemein Cannabis sativa, der Drogen-Typ Cannabis indica genannt worden. Bestimmte Gruppen innerhalb einer Art, die in Form, chemischer Zusammensetzung oder Wuchsverhalten voneinander abweichen, sind als Phänotypen (ethym.: Gestalttypen) bekannt. Die Bezeichnung Genotyp bezieht sich auf das genetische oder vererbliche Kostüm eines Organismus. Die verschiedenen phänotypischen Unterschiede, die in verschiedenen Finien oder Herkünften von Marihuana mit Rücksicht auf ihren Gehalt existieren, sind das Ergebnis der Manifestation verschiedener Gene im Zusammenspiel mit den Umwelt-Variablen. Wollen wir die Potenz von Marihuana erhöhen, können wir die Wachstums-Bedingungen manipulieren und große Sorgfalt bei der Auswahl der Samen walten lassen.

Im letzten Jahrhundert haben Züchtungsprogramme zur Entwicklung mehrerer hundert verschiedener Varietäten geführt. Sie werden fast alle auf hohe Fasergehalte der Stengel oder hohen Ölgehalt ihrer Samen selektiert unter geringer Berücksichtigung des Drogengehalts. Natürlich wurde in jüngerer Zeit verstärkt über die relativen Cannabinoid-Gehalte verschiedener Marihuana-Typen geforscht, und man hat versucht, mögliche Phänotypen im Hinblick auf ihren THC- und CBD-Gehalt zu entwerfen. Die vorliegenden Ergebnisse zeigen an, dass Pflanzen aus gemäßigten Klimaten dahin tendieren, hohe CBD- und geringe THC-Gehalte zu entwickeln, während solche aus wärmeren südlichen Gegenden dahin tendieren, niedrige CBD- und hohe THC-Gehalte zu entwickeln. Vier Phänotypen sind beschrieben worden, ein fünfter wird hier vorgeschlagen:

Typ I
Viel THC und CBD in männlichen und weiblichen Pflanzen; langsame Reife; stammt gewöhnlich aus Gebieten südlich des 30. Breitengrades nördlicher Breite (der durch Marokko, Iran, Nordindien, Südchina, Nordmexiko und Florida verläuft).

Typ II
Mäßig viel CBD und THC mit höherem CBD-Gehalt; beide Ge halte stärker in weiblichen Pflanzen; gewöhnlich rasche Abreife; stammt aus Gebieten nördlich des 30. Breitengrades nördlicher Breite.

Typ III
Mäßig hoher CBD- bei niedrigem THC-Gehalt; beide Gehalte stärker in weiblichen Pflanzen; gewöhnlich rasche Abreife; stammt aus Gebieten nördlich des 30. Breitengrades nördlicher Breite.

Typ IV
Viel THC und wenig CBD in männlichen und weiblichen Pflanzen; heimisch in Nordost-Asien (Japan, Korea, Nordchina). Enthält kleine Mengen an Cannabigerol-monomethyl-äther (ein inaktives Cannabinoid). Pflanzen oft sehr hochwüchsig.

Typ V
Viel THC und sehr wenig CBD in männlichen und weiblichen Pflanzen; langsame Reife; heimisch in Indonesien, Süd-Afrika und Nepal. Bis 80% des THC aktuell als THCV (Tetrahydrocannabivarol) vorliegend mit einer Propyl-Seitenkette anstelle der Penthyl-Seitenkette im THC-Molekül.

Diese Phänotypen scheinen eine solide genetische Basis zu besitzen, da, wie die Daten in den Tabellen zeigen, Samen dieser Typen im Wesentlichen die gleiche Art Marihuana erzeugen, egal wo sie angebaut werden. Die langsam reifenden, THC-reichen Typen sind den Bedingungen äquatornaher Gebiete angepasst, wo längere Vegetationsperioden ihnen eine vollständige Abreife gestatten. Die Variationsbreite ist groß, weshalb auch Überlappungen auftreten, besonders zwischen Typ I und Typ III. Möglicherweise waren die phänotypischen Unterschiede in der Vergangenheit viel stärker ausgeprägt, als die Transport-Möglichkeiten für Samen begrenzt waren. Hybriden der einzelnen Typen Schemen völlig fertil zu sein und Cannabinoid-Fraktionen zu besitzen, die eine angenäherte Zwischenstellung der elterlichen Fraktion einnehmen, obwohl der Nachkomme oft in Richtung des THC-reichen oder -armen Elter abweichen kann.

Es wäre höchst interessant, einmal den THC-Gehalt einer THC-reichen südlichen Linie zu verfolgen, die im Norden über mehrere Inzucht-Generationen weitergezüchtet wird und zu bestimmen, ob sie ihren THC-Reichtum aufrechterhalten kann, wenn sie gegen Einkreuzung THC-armer einheimischer Linien geschützt wird. Das dauernde Problem der natürlichen Selektion bleibt natürlich bestehen. Alle Marihuana-Samen, auch die der Inzuchtlinien, variieren beträchtlich. Außerdem werden bei den sich langsam entwickelnden Pflanzen nur wenige, wenn überhaupt irgendwelche Samen ihre volle Reife erlangt haben, wenn in den nördlichen Klimaten die Zeit der Ernte erreicht ist. Daher werden sie in der zweiten Generation (vielleicht vollkommen) unterrepräsentiert sein.


Abb. 12 Keimungsphasen eines Marihuana-Samens: a-c, drei Ansichten nach 24 Stunden Keimungsdauer; d, nach 48 Stunden; e, nach drei Tagen; f-i, nach vier Tagen; k, nach fünf Tagen; l-q, nach sechs bis zehn Tagen; r, nach zwei bis vier Wochen. A-k abgebildet in doppelter Größe; l-r in natürlicher Größe. (Nachdruck aus H. Walter, Lebensgeschichte der Blutenpflanzen Mitteleuropas, vol. 2, 1935)

Die Empfindlichkeit gegenüber anderen Faktoren, die den Anteil keim- und entwicklungsfähiger Samen beeinflussen können, variiert ebenfalls von Linie zu Linie. Das bedeutet, dass auch ingezüchtete und unter sorgsam kontrollierten Bedingungen gewachsene Pflanzen in jeder Generation eine leicht veränderte genetische Ausstattung aufweisen werden. Zu diesem Punkt scheint nur ein gut kontrolliertes Experiment durchgeführt worden zu sein. Samen TFIC-reicher südafrikanischer Pflanzen wurden von ungefähr einem halben Dutzend Züchtern in gemäßigten Breiten angebaut und produzierten so wenig CBD, dass es kaum nachzuweisen war, und auch signifikante Mengen an Propyl-Cannabinoiden. Eine sorgfältige Studie im Phytotron (Wachstumskammer) über drei Generationen bei hohen und niedrigen Temperaturen ergab keinen CBD-Gehalt und einen leicht variierten THC-Gehalt. Der Gehalt bei niedrigen Temperaturen lag immer höher. Natürlich hatte die natürliche Selektion während der dritten Generation Pflanzen mit großen Mengen an Propyl-Cannabinoiden eliminiert.

Aus anderen Studien existieren einige weitere Daten über zweite und dritte Generationen, z.B. die schon erwähnten an der University of Mississippi gefundenen Daten. In diesen Studien hatte man nur leider nicht genau die Pollination kontrolliert, was bedeutet, dass die zweite Generation mexikanischer Samen ein Kreuzungsprodukt mexikanischer und nepalesischer – oder irgendwelcher anderer zufällig zur gleichen Zeit im Umkreis von einigen hundert Metern gereifter männlicher Pflanzen gewesen sein kann.

Relative Potenz männlicher und weiblicher Pflanzen beim Cannabis
Die ersten Beobachtungen über die unterschiedliche Potenz männlicher und weiblicher Marihuana-Pflanzen wurden vermutlich schon vor Tausenden von Jahren gemacht. Ein uralter indischer Brauch, die männlichen von den weiblichen Pflanzen zu trennen, wurde oft dahingehend interpretiert. In Wirklichkeit hielt man sich jedoch an diesen Brauch, um die Befruchtung der weiblichen Pflanzen zu verhindern oder zu verzögern. Die geringere Potenz der männlichen Pflanzen braucht nichts mit dieser Praxis zu tun zu haben. In Hanffaser-produzierenden Ländern werden manchmal die männlichen Pflanzen ausgesondert, weil sie eher reifen und sterben und eine andere Höhe erreichen, was bei der Produktion eines homogenen Erntegutes stören würde. Gegenwärtig sind die männlichen Pflanzen das Opfer einer schlechten Presse.


Abb. 13 Anatomie männlicher und weiblicher CannaWs-Pflanzen: A, reife männliche Pflanze; B, reifer, männlicher, blühender Trieb; C, unreife, noch geschlossene, männliche Blüte; D, reife, geöffnete, männliche Blüte mit 5 Kelchblättern, die 5 Antheren umschließen; E, einzelne Anthere und Querschnitt einer Pollen enthaltenden Anthere; F, weiblicher blühender Trieb mit vielen Blüten und Deckblättern; G, weibliche Blüte mit zweigriffeligem Fruchtknoten; H, von weiblicher Blüte entfernter Perianth; weibliche Blüte mit entferntem Perianth, offengelegter Einlage und zweigriffeligem Fruchtknoten; J, Innenansicht eines Pcrianthen; K, Außenansicht eines Samens; L, Same im Längsschnitt mit sichtbarem Embryo; M, Same im Querschnitt; N, herauspräparierter Embryo mit Wurzelanlagc und Keimblättern. (Nachdruck mit Erlaubnis von Joyce und Curry, The Botany and Chemistry of Cannabis, 1970, gezeichnet von D. Erasmus)

Sie erreichen oder übersteigen oft sogar die weiblichen in ihrem Cannabinoid-Gehalt, besonders in THC-reichen Linien (s. Tab. 3). Tatsächlich sind die weiblichen Pflanzen nur in den letzten Stadien des Wachstums potenter als die männlichen, die schon absterben, wenn die weiblichen in voller Blüte stehen oder Samen ansetzen (s. Tab. 2). Wenn die männlichen Pflanzen durch Rückschnitt, Entfernung der Blüten oder Anwendung von Chemikalien am Blühen gehindert werden könnten, würden sie vielleicht ihre volle Potenz gleichzeitig mit den weiblichen erreichen. Männliche Pflanzen sind aber viel schwieriger zu manipulieren als weibliche. Zum Beispiel wird ihr Blühbeginn nicht durch abnehmende Tageslängen hinausgezögert, wie das bei den weiblichen Pflanzen meistens der Fall ist. Er ist relativ stark fixiert und in jeder Linie angepasst. Die Blüten herauszuknipsen, bevor sie sich öffnen, ist schwierig, weil die männlichen Pflanzen dazu neigen, über die gesamte Pflanze verteüt Blüten anzusetzen, besonders, wenn sie durch geschäftige menschliche Finger dabei gestört werden.

In Experimenten der University of Mississippi hatten männliche und weibliche mexikanische Pflanzen bei der ersten Messung nach 13 Wochen identische Cannabinoid-Gehalte entwickelt und lagen auch nach 17 Wochen noch ungefähr gleich (s. Tab. 2). Beachte, dass viele der männlichen Pflanzen schon nach 17 Wochen sterben und bei späteren Untersuchungen daher berücksichtigt werden sollte, dass männliche Pflanzen im späten Stadium nur noch langsam weiter wachsen. Die Tabelle zeigt auch, dass sich CBD-reiche, THC-arme Linien ähnlich verhalten wie die THC-reichen Linien.

Der Cannabinoid-Gehalt männlicher und weiblicher Pflanzen in THC- reichen Linien fällt oft ungefähr gleich hoch aus, wobei die männlichen die weiblichen manchmal übertreffen können. Im Durchschnitt und in THC- armen Linien jedoch weisen die männlichen Pflanzen einen deutlich niedrigeren Gehalt auf. Diese Daten sind natürlich nicht absolut verlässlich, weil die Test-Methoden, Wachstumsbedingungen und der Reifegrad drastisch variierten. Fehlerhafte Analysen können auch die Ursache für die abweichenden Daten am Ende der Tabelle 3 sein. In einer THC-reichen Linie aus Afghanistan besaßen die weiblichen Pflanzen eine wie erwartet kleine Menge an CBD, die männlichen dagegen enthielten beachtliche 4,6%; in einer anderen afghanischen Linie waren die CBD-Gehalte bei männlichen und weiblichen Pflanzen gleich hoch, die männlichen enthielten aber fast fünfmal so viel THC. In einer türkischen Linie besaßen die männlichen ungefähr viermal so viel CBD und THC wie die weiblichen Pflanzen. Es gibt andere Linien aus Indien, Peru, Thailand und der Tschechoslowakei, in denen die männlichen Pflanzen viel CBD, die weiblichen viel THC enthalten.

Eine aus dem Iran stammende Linie hatte in beiden Geschlechtern niedrige THC-Gehalte, bei den männlichen Pflanzen aber gleichzeitig hohen CBD-Gehalt, während in einer Linie aus der Mandschurei und einer aus Thailand in beiden Geschlechtern hohe THC-Gehalte vorkamen, aber nur die weiblichen Pflanzen viel CBD enthielten. Einige der Samen können Hybriden oder Mischungen verschiedener Lieferungen von Samen gewesen sein. Nichtsdestoweniger weisen uns diese Daten auf die Möglichkeit hin, dass es wirklich Linien mit drastischen Unterschieden zwischen den Gehalten männlicher und weiblicher Pflanzen gibt.

Tabelle 3
Vergleich männlicher und weiblicher Pflanzen
Jede Datengruppe bezieht sich auf Samen verschiedener Herkunft. Sie sind auf Stelle nach dem Komma abgerundet. THC- und CBD-Angaben in % Trockengewicht der verlesenen reifen blühenden Spitzen, wenn nicht anders vermerkt.
M = Männlich W = Weiblich SP = (<0,1%)

THC-REICHE I

Herkunft der Samen

HNIEN (WEIBLI Wuchsort CHE >0,5%)

Reife­

zustand

Geschlecht THC CBD
Argentinien Argentinien blühend W 0,5 0,7
M 0,5 0,5
Chile Kanada unreif W 0,8 0,1
M 0,1 0,2
Gambia Kanada unreif W 1,0 0,1
M 0,7 0,1
Indien Mississippi blühend W 1,3 0,9
M 0,8 2,1
Japan Kanada unreif W 1,4 0,3
M 0,5 0,1
W 0,6 0,3
M 0,5 0,3
Japan Japan blühend W 4,8
Deckblätter M 2,6
blühend W 1,9
Blätter M 0,6
blühend W 1,2
M 1,4
Japan Japan blühend W

M

0,9

0,4

SP

SP

blühend W

M

2,1

0,4

Korea Mississippi blühend W 0,9 0,1
M 1,2 0,2
Mexiko Mississippi blühend W 1,8 SP
M 1,7 0,1
blühend W 4,0 0,4
M 3,0 0,2
Mexiko Mississippi blühend W 1,0 0,1
M 1,2 0,3
blühend W 3,7 0,4
M 3,7 0,9
Niederlande Kanada blühend W 1,4 0,2
M 0,3 0,1
Polen Kanada blühend W 1,1 0,7
M SP 0,4
Süd-Afrika Dänemark unreif W 1,7 SP
M 0,3 SP
Süd-Afrika Mississippi blühend W 2,0 0,6
M 2,9 0,1
Schweden Kanada blühend W 0,9 0,6
M 0,1 0,6
Thailand Mississippi blühend W 2,5 0,4
M 2,4 0,2
Vietnam Mississippi blühend W
M 3,2 0,5

Durchschnittliche Linien (W >0,6% THC; W > 0,8% CBD

Tschechoslo­ Kanada blühend W 0,7 0,8
wakei M 0,1 0,3
England Kanada blühend W 0,6 1,5
M 0,1 0,4
Äthiopien Mississippi blühend W
M 1,3 3,1
Deutschland Kanada blühend W 0,6 1,4
M 0,1 0,2
Indien Kanada blühend W 0,6 0,7
M 0,3 0,3
Marokko Mississippi blühend W 1,1 0,7
M SP 0,4
Rumänien Kanada blühend W 0,6 1,3
M SP 0,2

 

Herkunft der Samen Wuchsort Reife­

zustand

Geschlecht THC CBD
Schweden Kanada blühend W 0,9 0,6
M 0,1 0,6
Thailand Mississippi blühend W 1,4 2,4
M 1,9 2,2
Türkei Mississippi blühend W 2,8 1,9
M
Türkei Mississippi blühend W 1,3 1,3
M 0,2 0,4
UdSSR Kanada blühend W 0,7 1,3
M 0,2 0,2
Jugoslawien Kanada blühend W 0,6 1,0
M SP 0,2

Cbd-reiche, Thc-arme Linien (W >0,5%; W >0,6% CBD)

Kanada Kanada blühend W

M

0,2

0.4

blühend W

M

0,1

SP

1,7

0,2

blühend W

M

SP

SP

2,0

0,4

Tschechoslo­ Kanada blühend W 0,5 3,2
wakei M 0,1 0,5
blühend W 0,2 1,5
M SP 0,5
blühend W SP 1,2
M SP 0,2
England Kanada blühend W 0,1 2,0
M SP 0,3
blühend W 0,2 1,1
M SP 0,3
Frankreich Kanada blühend W 0,1 2,8
M SP 0,3
blühend W SP 1,9
M 0,1 0,9
blühend W 0,4 1,8
M SP 0,4
Deutschland Kanada blühend W 0,4 0,8
M SP 0,5
blühend W 0,1 2,7
M SP 0,6
blühend W 0,5 1,3
M 0,1 0,2
Ungarn Kanada blühend W 0,5 1,5
M SP 0,1
Ungarn Kanada blühend W SP 1,6
M SP 0,1
Indien Kanada blühend W 0,3 1,2
M 0,2 0,7
Irland Kanada blühend W 0,1 0,8
M SP 0,2
Israel Kanada blühend W 0,2 1,0
M 0,2 0,2
blühend W 0,5 0,7
M 0,1 0,4
Italien Kanada blühend W 0,1 1,9
M SP 0,2
blühend W SP 2,8
M SP 0,3
blühend W 0,5 0,6
M SP 0,3
Libanon Libanon blühend W SP 2,8
M 0,2 1,6
blühend W 0,4 0,3
M 0,6 0,7
Marokko Mississippi blühend w 0,1 1,6
m 0,4 1,0
Niederlande Kanada blühend W 0,1 1,3
M 0,2 0,2
blühend W 0,4 2,1
M SP 0,2
Polen Kanada blühend W 0,4 0,7
M SP 0,3
blühend W 0,2 1,7
M SP 0,3
Portugal Kanada blühend W 0,2 1,3
M SP 0,4
Rumänien Kanada blühend W 0,1 1,9
M SP 0,1
Spanien Kanada blühend W 0,4 2,7
M SP 0,4
Schweden Kanada blühend W 0,3 1,4
M SP 0,4
blühend W 0,4 2,2
M SP 0,4
Türkei Kanada blühend W SP 0,5
M SP 0,4
blühend W 0,1 0,8
M SP 0,4
USA Kanada blühend W 0,1 0,4
(Illinois) M 0,1 0,2
USA Kansas blühend W SP 0,4
(Kansas) M SP 0.2
USA Kanada blühend W 0.1 1.0
(Iowa) M 0.1 0,6
USA Kanada blühend W 0,1 1.6
(Minnesota) M SP 0,2
UdSSR Kanada blühend W SP 0,6
M SP 0,2
UdSSR Kanada blühend W 0,1 3,4
M SP 0,4
blühend W 0,4 1,6
M 0,1 0.2
Jugoslawien Kanada blühend W 0,4 1.4
M 0,1 0,1
blühend W 0.2 0,2
M 0,1 0,5

Abweichende Daten

Afghanistan Mississippi blühend W

M

2,1

2,6

0,2

4,6

blühend W

M

0,6

2,7

1,3

1,9

Tschechoslo­ Mississippi blühend W 1,0 0,3
wakei M 0,1 1,3
Indien Mississippi blühend W 2,7 SP
M 0,1 2,2
Iran Mississippi blühend W 0,3 0,1
M 0,2 0,6
Mandschurei Mississippi blühend W 2,0 1,9
M 1,5 SP
Pakistan Mississippi blühend W 0,7 1,3
M 1.4 1,2
Peru Mississippi blühend W 2,1 SP
M SP 0,5
Thailand Mississippi blühend W 2,9 SP
M 0,9 2,3
blühend W 1,6 1,2
M 1,7 SP
UdSSR Mississippi blühend W 0,1 1,8
M 1.1 SP
Türkei Mississippi blühend W 0,4 0,8
M 1,6 2,8

Quelle: P.S. Fettermann et al., „Mississippi Grown Cannabis sativa L.”, Journal of Pharmaceutical Science 60 (1971): 1246; J.H. Holley et al., „Constituents of Cannabis sativa L. XI” Journal of Pharmaceutical Science 64 (1975): 892; J.W. Fairbairn und J.A. Liebmann, „The Cannabinoid Content of Cannabis sativa L. grown in England”, Journal of Pharmacy and Pharmacology 26 (1974): 413; A. Ohlsson et al., „Constituents of Male and Femalc Cannabis sativa“, Bulletin on Narcotics 23 (1971): 29; E. Small und H. Beckstead, „Common Cannabinoid Phenotypes in 350 Stocks of Cannabis“, Lloydia 36 (1973): 144.

Einhäusige Linien bei den Marihuana-Pflanzen
Marihuana-Pflanzen sind häufig Hermaphroditen. Fortwährend sprießen männliche Blüten auf weiblichen Pflanzen, teilweise unter widrigen Bedingungen, und es sind Linien bekannt, in denen fast alle Pflanzen beide Geschlechter in sich vereinen. Solche monözischen (einhäusigen) Linien wurden speziell für die Faserproduktion geschaffen, da sie durch die gleichzeitige Abreife ein einheitliches Erntegut liefern. (In diözischen (zwei-häusigen) Linien sterben die männlichen Pflanzen gewöhnlich etwa einen Monat eher als die weiblichen). Die monözischen Linien enthalten wenig THC; sogar Hermaphroditen aus überwiegend diözischen Linien sind vom Typ „wenig THC, viel CBD” (s. Tab. 4 und 5). Es scheint aber möglich zu sein, auch THC-reiche monözische Linien zu schaffen. Eine monözische, weibliche Thai-Pflanze enthielt 2,5% THC und 0,3% CBD, während eine männliche Pflanze derselben Linie 2,1 und 0,4% enthielt. Es sollte nicht vergessen werden, dass die Bezeichnung einer Pflanze als „einhäusig” oft recht willkürlich ist, da viele Individuen einige männliche Blüten tragen. Hanf-Züchter haben auch Samen entwickelt durch Kreuzung zweier Inzucht-Linien, die zu fast 100% weibliche Pflanzen ergeben.