Start COVID-19 WHO-Pandemie-Vertrag 2025: Neuer globaler Gesundheitsvertrag soll künftige Krisen besser regeln

WHO-Pandemie-Vertrag 2025: Neuer globaler Gesundheitsvertrag soll künftige Krisen besser regeln

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Fünf Jahre nach COVID-19: Die Welt rückt zusammen

Es war eine globale Zäsur: COVID-19 hat ab 2020 nicht nur Millionen Leben gefordert, sondern auch ganze Gesellschaften verändert, Wirtschaften erschüttert und das Vertrauen in internationale Krisenbewältigung auf eine harte Probe gestellt. Jetzt – fünf Jahre später – versuchen die Mitgliedsstaaten der Weltgesundheitsorganisation (WHO), ein neues Kapitel aufzuschlagen: mit dem Entwurf eines weltweiten Pandemieabkommens.

Die Verhandlungen, die 2021 begannen, wurden lange begleitet von politischen Spannungen, Misstrauen und völlig unterschiedlichen Prioritäten. Doch nun steht ein Vertragsentwurf, der im Mai bei der WHO-Jahrestagung in Genf offiziell angenommen werden soll. Es ist ein zaghafter, aber bedeutender Schritt in Richtung internationaler Verantwortung.

Was will das Pandemieabkommen erreichen?

Der Vertrag soll künftig als gemeinsamer Rahmen für den Umgang mit globalen Gesundheitskrisen dienen – eine Art Werkzeugkasten für den Notfall. Ziel ist es, bei der nächsten Pandemie schneller, gerechter und koordinierter zu handeln. Klingt selbstverständlich? Die Realität während COVID-19 hat das Gegenteil gezeigt: Impfstoff-Nationalismus, Exportverbote, ungleiche Zugänge zu Diagnostik und Behandlung – viele Länder agierten egoistisch statt solidarisch.

Genau hier will das neue Abkommen ansetzen: Es enthält unter anderem die Zusicherung, dass Länder, die frühzeitig Virusproben oder Informationen liefern, im Gegenzug Zugang zu den entwickelten Tests, Impfstoffen und Therapien erhalten. Die WHO soll dabei eine Art Verteilungsreserve von bis zu 20 % dieser Ressourcen verwalten – damit sie im Ernstfall auch wirklich bei jenen ankommen, die sie dringend brauchen.

Ein Vertrag mit Grenzen

Doch so ambitioniert die Inhalte auch klingen mögen – der Vertrag ist ein Kompromiss. Und wie so oft in der internationalen Politik bedeutet das: vieles ist schwammig formuliert, einiges bleibt freiwillig. Rachael Crockett von der „Drugs for Neglected Diseases Initiative“ bringt es auf den Punkt: „Es gibt starke Elemente – aber sie funktionieren nur, wenn Staaten sie wirklich umsetzen.“ Die Angst: Am Ende bleibt es bei schönen Worten ohne Konsequenzen.

Denn rechtlich verbindlich ist der Vertrag nur so lange, wie die Staaten es wollen. Es gibt weder Sanktionen noch Verpflichtungen zur Ratifizierung. Wer nicht mitzieht, bleibt außen vor – und das könnte genau jene Dynamik verstärken, die das Abkommen eigentlich durchbrechen will.

Globale Gerechtigkeit bleibt Herausforderung

Ein besonders kritischer Punkt ist die gerechte Verteilung medizinischer Güter. Während ärmere Länder 2021 monatelang auf Impfstoffe warten mussten, sicherten sich reichere Staaten Millionen Dosen im Voraus. Dass sich das nicht wiederholen darf, ist klar – doch wie genau ein „gerechter Zugang“ aussehen soll, bleibt vage.

Zudem haben sich einige wichtige Akteure aus dem Prozess zurückgezogen: Die USA unter Donald Trump traten 2021 aus der WHO aus und waren unter seiner Regierung nicht Teil der Vertragsverhandlungen. Auch Argentinien kehrte der Organisation den Rücken. Und obwohl viele dieser Staaten inzwischen wieder aktiver mit der WHO kooperieren, bleibt offen, ob sie das Abkommen am Ende unterzeichnen.

Zwischen Ideal und Realität

Gesundheitsexperten wie Yuanqiong Hu von Ärzte ohne Grenzen begrüßen den Versuch, einen gemeinsamen Rahmen zu schaffen – aber warnen auch: „Wenn sich Länder nicht an bestehende Gesundheitsvorgaben wie die International Health Regulations halten, wie soll ein neuer Vertrag helfen?“ Schon jetzt gibt es Meldepflichten bei Ausbrüchen – doch diese wurden etwa von China zu Beginn der Corona-Pandemie oder von mehreren afrikanischen Ländern während Ebola-Krisen nicht eingehalten. Auch die USA liefern im aktuellen Vogelgrippeausbruch nur lückenhafte Informationen.

Ein Vertrag als Spiegel unserer Zeit

So bleibt das Pandemieabkommen ein zweischneidiges Projekt: einerseits ein Hoffnungsträger für mehr globale Solidarität, andererseits ein Spiegel geopolitischer Wirklichkeit. Vielleicht ist es nicht die perfekte Lösung. Aber es ist ein Anfang – ein Versuch, nicht alles zu wiederholen, was uns in der letzten Krise an die Grenzen geführt hat.

Denn eins steht fest: Die nächste Pandemie wird kommen. Ob wir dann besser vorbereitet sind, entscheidet sich nicht an einem Dokument – sondern daran, ob wir bereit sind, daraus echte Taten folgen zu lassen.

FAQ

Was ist das Pandemieabkommen?
Ein multilateraler Vertrag unter WHO-Mitgliedsstaaten zur besseren Vorbereitung und gerechteren Reaktion auf künftige globale Gesundheitskrisen.

Wird das Abkommen rechtlich verbindlich sein?
Nein, es basiert auf Freiwilligkeit. Es gibt keine Sanktionen bei Nichteinhaltung, sondern nur diplomatische Lösungsmechanismen.

Was ist neu im Vergleich zu bisherigen Regelungen?
Neu ist unter anderem die vorgesehene Quote von 20 % für medizinische Produkte, die über die WHO an besonders bedürftige Länder verteilt werden sollen.

Wann tritt das Abkommen in Kraft?
Die offizielle Annahme ist für die WHO-Jahrestagung im Mai geplant. Danach müssen es die Länder ratifizieren.

Warum machen die USA nicht mit?
Die Trump-Regierung hatte sich von der WHO distanziert und eine Beteiligung an den Verhandlungen ausgeschlossen. Eine Unterzeichnung des Vertrags ist daher ungewiss.

Informationsquelle: who . int