Start Gesundheitstipps Was Marihuana in der Schwangerschaft anrichten kann – neue Daten alarmieren Ärzte

Was Marihuana in der Schwangerschaft anrichten kann – neue Daten alarmieren Ärzte

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Schwanger und Cannabis? Große Risiken für Mutter und Kind

Es ist eine Nachricht, die wachrütteln sollte – gerade in einer Zeit, in der Cannabis vielerorts legal ist und sein Ruf als „natürliche Alternative“ immer weiter wächst. Eine neue Metaanalyse hat nun ergeben, dass der Konsum von Cannabis während der Schwangerschaft massive Risiken für die Entwicklung des ungeborenen Kindes birgt.

Die Rede ist nicht nur von einem erhöhten Risiko für Frühgeburten oder ein zu niedriges Geburtsgewicht – sondern auch von einer signifikanten Zunahme der Säuglingssterblichkeit, also dem Tod des Kindes noch im Mutterleib oder kurz nach der Geburt.

Der stille Schaden im Mutterleib

Dr. Jamie Lo, Gynäkologin und leitende Autorin der Studie, beschreibt die Ergebnisse mit deutlichen Worten:
„Wir sehen einen klaren Zusammenhang zwischen Cannabis und dem Risiko, dass ein Kind nicht überlebt – entweder vor der Geburt oder in den ersten Lebenstagen. Das sollte uns aufhorchen lassen.“

Ein zentrales Problem: Der Wirkstoff THC beeinflusst die Funktion der Plazenta, die das Baby mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Studien zeigen, dass Durchblutung und Sauerstoffzufuhr reduziert werden, was unter anderem die Lungenentwicklung hemmen kann. Die Folge: Kinder kommen nicht nur zu früh, sondern oft auch unterversorgt zur Welt.

Der fatale Irrtum vom „natürlichen“ Rausch

Ein Grund für die steigenden Zahlen liegt laut Expert:innen in einem gefährlichen Irrglauben: Weil Cannabis aus einer Pflanze stammt, werde es von vielen als harmlos wahrgenommen.

„Ich erinnere meine Patientinnen regelmäßig daran, dass auch Opium, Heroin oder Tabak pflanzlich sind – und trotzdem verheerende Wirkungen haben“, sagt Dr. Lo.

In den USA etwa hat sich der Cannabiskonsum unter Schwangeren zwischen 2002 und 2017 mehr als verdoppelt, besonders im ersten Trimester. Oft wird aus reiner Gewohnheit oder gegen morgendliche Übelkeit zur Droge gegriffen – ohne zu wissen, dass dies das Leben des Kindes gefährden könnte.

52 Prozent mehr Frühgeburten – und das ist nur der Anfang

Die Metaanalyse umfasste 51 Studien mit mehr als 21 Millionen Teilnehmerinnen. Die Ergebnisse sind alarmierend:
– 52 % erhöhtes Risiko für Frühgeburten vor der 37. Schwangerschaftswoche
– 75 % höheres Risiko für ein Geburtsgewicht unter 2.500 Gramm
– 29 % erhöhtes Risiko für perinatale Sterblichkeit

Diese Zahlen zeigen: Cannabis ist keine harmlose Begleiterscheinung, sondern ein ernstzunehmender Risikofaktor. Und das, obwohl es bislang kaum gezielte Aufklärung für werdende Eltern gibt.

Verunsicherung bei Ärzt:innen – Aufklärung bleibt aus

Ein weiteres Problem: Viele Ärzt:innen sind unsicher, wie sie mit dem Thema umgehen sollen. Die Studienlage war lange widersprüchlich – und die gesellschaftliche Akzeptanz von Cannabis macht Aufklärung nicht einfacher.

„Es fehlt an klarer, öffentlicher Gesundheitskommunikation“, sagt Dr. Lo. Ihr Team arbeitet nun daran, praxisnahe Materialien für Kliniken und Beratungsgespräche zu erstellen, um betroffene Frauen gezielt zu informieren.

Langzeitfolgen: Wenn die ersten Lebensjahre schon belastet starten

Cannabis wirkt nicht nur auf die Schwangerschaft – sondern prägt oft das gesamte spätere Leben des Kindes. Studien zeigen, dass Kinder von Konsumentinnen häufiger unter folgenden Problemen leiden:
– Kognitive Defizite
– Verhaltensauffälligkeiten und Konzentrationsschwäche
– Psychotische Symptome, Schlaf- und Angststörungen
– Erhöhtes Risiko für Depression und Suizidversuche in der Jugend
In extremen Fällen wurde auch ein Zusammenhang zwischen mütterlichem Cannabiskonsum und späterer Schizophrenie beim Kind beobachtet.

Auch für die Mutter ein Risiko

Nicht nur das ungeborene Kind ist betroffen. Cannabis erhöht auch bei den Konsumentinnen selbst das Risiko für:
– Schlaganfälle (+42 %)
– Herzinfarkte (+25 %)
– Herzrhythmusstörungen und Herzmuskelentzündungen
– Notaufnahmen wegen starker Übelkeit oder Kreislaufzusammenbrüchen
Langfristig steigt zudem die Gefahr für Gedächtnisverlust, chronische Angstzustände und soziale Isolation.

Was können Eltern tun? Ein Plädoyer für Wissen und Verantwortung

Der Konsum von THC in der Schwangerschaft – egal ob geraucht, verdampft oder in Esswaren – birgt nach aktuellem Forschungsstand erhebliche Risiken. Und während viele äußere Faktoren kaum kontrollierbar sind, liegt dieser in der Hand der werdenden Mutter.

„Idealerweise“, sagt Dr. Lo, „sollte keine schwangere Frau dem Wirkstoff THC ausgesetzt sein – in keiner Form.“

Und auch die Partner, Familie und Freund:innen spielen eine Rolle: Wer aufklärt, zuhört und unterstützt, kann helfen, Verantwortung bewusst zu übernehmen.

Fazit: Cannabis hat in der Schwangerschaft keinen Platz – und Aufklärung beginnt jetzt

Was medizinisch heute bekannt ist, reicht für eine klare Empfehlung: Cannabiskonsum während der Schwangerschaft ist riskant – und sollte vermieden werden.

Doch Wissen allein reicht nicht. Was fehlt, ist ein gesellschaftlicher Konsens – getragen von klarer Sprache, verständlichen Informationen und einem ehrlichen Gespräch über Verantwortung.

Denn wenn es um den Start ins Leben geht, zählt jedes Detail. Und manchmal beginnt der Schutz des Kindes lange bevor es das erste Mal atmet.

Informationsquelle: who . int