Start Autismus Robert F. Kennedy Jr. über Autismus, Umweltgifte und die Zukunft der US-Gesundheitspolitik

Robert F. Kennedy Jr. über Autismus, Umweltgifte und die Zukunft der US-Gesundheitspolitik

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Robert F. Kennedy Jr. im Kreuzfeuer: Was steckt hinter seiner Autismus-Initiative?

Als Robert F. Kennedy Jr. im April ankündigte, die Ursachen von Autismus noch im selben Jahr entschlüsseln zu wollen, sorgte er für Aufsehen – nicht nur politisch, sondern auch wissenschaftlich. Jetzt wird deutlich: Der ambitionierte Zeitplan gerät ins Wanken. In einem Interview mit CNN-Moderatorin Kaitlan Collins relativierte der US-Gesundheitsminister seine Versprechen und gewährte tiefergehende Einblicke in die Pläne der „Make America Healthy Again“-Kommission (MAHA).

Große Pläne, knappe Zeit: Kommt die Aufklärung zu Autismus zu schnell?

Kennedy hatte sich öffentlich dazu verpflichtet, bis September erste belastbare Ergebnisse zur Entstehung von Autismus zu liefern. Doch mittlerweile klingt er zurückhaltender. „Wir werden bis dahin einige Informationen haben“, so Kennedy, „aber um wirklich fundierte Antworten geben zu können, brauchen wir wahrscheinlich sechs Monate länger.“

Bis März 2026 wolle man Klarheit über die Ursachen von Autismus haben. Kritiker bezweifeln jedoch, dass ein solch komplexes medizinisches Phänomen in so kurzer Zeit wissenschaftlich durchdrungen werden kann – insbesondere da genetische Veranlagungen und frühkindliche Umweltfaktoren bereits als bedeutende Einflüsse gelten.

Kennedy bleibt optimistisch: Erste Studien sollen im Herbst abgeschlossen sein, und insgesamt 15 neue Forschergruppen sollen bald mit weiteren Untersuchungen beginnen. Die Fördermittel dafür sollen innerhalb weniger Wochen ausgeschrieben werden.

„Wissenschaft folgt keinem Kalender“

Auch Jay Bhattacharya, Direktor der National Institutes of Health, mahnt zur Geduld. Wissenschaft brauche Zeit. Erste Erkenntnisse könne man vielleicht nach einem Jahr erwarten, doch solide Ergebnisse entstünden selten im Schnellverfahren. Ein zentrales Anliegen sei zudem die Reproduzierbarkeit – also die Fähigkeit, Studien unter gleichen Bedingungen zu wiederholen und ähnliche Ergebnisse zu erzielen.

Kennedy selbst betont, dass neue Forschungsgruppen womöglich zu anderen Schlussfolgerungen gelangen könnten als bisherige Studien. Die Vielfalt an Perspektiven sei erwünscht und Teil des wissenschaftlichen Diskurses.

Milwaukee unter Druck: Kennedy gerät wegen Bleikrise in Erklärungsnot

In den vergangenen Wochen geriet Kennedy nicht nur wegen seiner Autismus-Initiative in die Kritik. Auch sein Umgang mit der Bleikontamination in Schulen von Milwaukee sorgt für Aufregung. Senatorin Tammy Baldwin warf ihm vor, die Hilfe der Bundesbehörden zu übertreiben.

Kennedy hatte im Senat erklärt, das CDC sei mit einem Team vor Ort. Laut Angaben der Stadt stimme das nicht. Im CNN-Interview versuchte er zu relativieren: Das CDC helfe mit Laboranalysen und Beratung – über die genaue Zahl der eingesetzten Mitarbeitenden habe er jedoch keine Kenntnis. Auf Collins’ Hinweis, es sei nur ein einziger Techniker vor Ort, entgegnete Kennedy knapp: „Ich glaube nicht unbedingt alles, was Senatorin Baldwin sagt.“

Landwirtschaft gegen Kennedy: Kritik am MAHA-Bericht

Heftigen Gegenwind gibt es auch aus der Agrarbranche. Der MAHA-Bericht bringt Pestizide und stark verarbeitete Lebensmittel mit chronischen Krankheiten bei Kindern in Verbindung. Für Organisationen wie den amerikanischen Bauernverband und die National Corn Growers Association sind diese Aussagen gefährlich – sie befürchten einen Vertrauensverlust in die heimische Lebensmittelproduktion.

Kennedy zeigt sich kompromissbereit, aber bestimmt: „Wenn wir die Landwirte verlieren, ist unsere Agenda gescheitert.“ Er betont, niemanden aus dem Geschäft drängen zu wollen, sondern vielmehr Innovation und umweltschonende Methoden zu fördern. „Wir wollen kein Nanny-Staat sein“, so Kennedy. Vielmehr solle die Regierung den Bauern Anreize geben, neue Wege zu beschreiten – mit weniger Chemieeinsatz und mehr Nachhaltigkeit.

„Verarbeitetes Essen ist eine teure Illusion“

Auch das Argument, dass gesunde Lebensmittel teurer seien, weist Kennedy zurück. Es sei eine gefährliche Illusion: „Verarbeitete Nahrung scheint im Supermarkt billig – aber die wahren Kosten zahlen wir mit unserer Gesundheit: Diabetes, Autoimmunerkrankungen, Entzündungen.“ Langfristig sei das deutlich teurer – sowohl für den Einzelnen als auch für das Gesundheitssystem.

Gesundheitsratgeber mit Vorsicht genießen

Kennedy unterstreicht, dass er selbst keine medizinischen Empfehlungen geben wolle – und dass auch andere Regierungsvertreter keine Ersatzärzte seien. „Ich bin kein Mediziner“, sagt er offen. Und überhaupt solle man medizinischen Ratschlägen nicht blind folgen: „Seien Sie skeptisch – informieren Sie sich selbst.“

Diese Skepsis gegenüber Autorität sei ihm früh beigebracht worden, so Kennedy: „Mein Vater hat mir schon als Kind gesagt: Menschen in Machtpositionen lügen.“ Auch die Pandemie habe gezeigt, wie schnell sich wissenschaftliche Empfehlungen ändern und wie schwer es sei, zwischen Fakten und Interessen zu unterscheiden.

FAQ: Was plant Robert F. Kennedy Jr. in der US-Gesundheitspolitik?

Wann kommen verlässliche Studien zu Autismus?

Erste Ergebnisse sollen im Herbst 2025 erscheinen. Vollständige Erkenntnisse über die Ursachen erwartet Kennedy bis März 2026.

Was ist das Ziel der MAHA-Kommission?

Die Make America Healthy Again-Kommission untersucht Ursachen chronischer Erkrankungen bei Kindern – etwa durch Umweltgifte, Ernährung oder übermäßige Medikamentengabe.

Warum wird Kennedy in Milwaukee kritisiert?

Wegen Bleivergiftung in Schulen hatte Kennedy Unterstützung durch das CDC versprochen. Doch laut Stadt gibt es kaum konkrete Hilfe vor Ort. Aussagen über den Einsatz werden widersprüchlich kommuniziert.

Was sagen Landwirte zur MAHA-Agenda?

Landwirtschaftsverbände fürchten, dass die Kritik an Pestiziden das Vertrauen in die Lebensmittelproduktion gefährdet. Kennedy betont hingegen, niemanden verdrängen zu wollen, sondern Innovation zu fördern.

Warum rät Kennedy zur Skepsis bei Gesundheitsfragen?

Er selbst ist kein Arzt und warnt davor, medizinische Empfehlungen ungeprüft zu übernehmen – egal ob von Regierungsmitgliedern oder Experten. Aufklärung und Selbstverantwortung stehen für ihn im Fokus.

Informationsquelle: who . int