Start Gesundheitstipps Studie zeigt: Herzinfarkt-Sterblichkeit sinkt – andere Herzkrankheiten nehmen drastisch zu

Studie zeigt: Herzinfarkt-Sterblichkeit sinkt – andere Herzkrankheiten nehmen drastisch zu

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50 Jahre Herzmedizin im Wandel: Weniger Infarkttote – doch neue Risiken bedrohen unsere Lebensqualität

Wenn wir an Herzkrankheiten denken, kommt uns meist der klassische Herzinfarkt in den Sinn – ein dramatisches Ereignis, das oft wie aus dem Nichts zuschlägt. Doch eine neue Studie wirft ein differenzierteres Licht auf das Thema: Herzinfarkte sind längst nicht mehr so tödlich wie früher. In den USA sank die Sterblichkeit durch akute Infarkte in den letzten fünf Jahrzehnten um beeindruckende 90 Prozent. Insgesamt gingen die herztodesbedingten Zahlen bei Erwachsenen über 25 Jahren sogar um 66 Prozent zurück.

Das klingt wie ein medizinischer Triumph – und ist es auch.
„Unsere Erkenntnisse über Herzkrankheiten, ihre Ursachen und Therapien haben sich seit den 1970er Jahren revolutionär entwickelt“, erklärt Dr. Ana King, Hauptautorin der Studie und Assistenzärztin an der Stanford University. Moderne Notfallmedizin, bessere Medikamente, innovative Eingriffe und intensivere Aufklärung haben dazu beigetragen, dass aus einem oft tödlichen Ereignis ein behandelbarer Zustand wurde.

Doch diese gute Nachricht trägt einen Schatten in sich: Während der klassische Herzinfarkt in den Hintergrund rückt, nehmen andere Herzkrankheiten besorgniserregend zu.

Lebensverlängerung allein reicht nicht – wir müssen auch über Lebensqualität sprechen

Die moderne Medizin kann uns retten – aber kann sie uns auch gesund erhalten?
„Zwar stirbt man heute seltener an einem Herzinfarkt“, sagt Dr. Andre Freman, Kardiologe in Denver, „aber viele überleben mit Einschränkungen, die das Leben dauerhaft prägen.“ Herzinsuffizienz, chronische Kurzatmigkeit, ständige Müdigkeit, ein Alltag voller Medikamente – für viele beginnt nach dem überstandenen Notfall ein neues Leben, aber kein leichtes.

„Es ist ein Unterschied, ob man lebt – oder ob man wirklich lebt“, bringt es Freeman auf den Punkt.

Die stille Bedrohung: Herzinsuffizienz, Rhythmusstörungen & Bluthochdruck nehmen zu

Die Studie, veröffentlicht im „Journal of the American Heart Association“, zeigt ein vielschichtiges Bild:
Während in den 1970er Jahren Herzinfarkte über 50 Prozent der herztodesbedingten Fälle ausmachten, waren es 2022 nur noch 29 Prozent. Gleichzeitig explodierten andere Zahlen:

Todesfälle durch Vorhofflimmern und andere Arrhythmien: +450 %

Todesfälle durch Herzinsuffizienz: +146 %

Todesfälle durch Bluthochdruckerkrankungen: +106 %

Die Gründe? Ein moderner Lebensstil, der das Herz belastet – und zwar in aller Stille.

Ein Lebensstil, der das Herz müde macht

Wer sich heute in der westlichen Welt umsieht, erkennt viele der Risikofaktoren sofort – oft sogar im eigenen Spiegelbild:

Der Anteil stark übergewichtiger Erwachsener stieg von 15 % (1970) auf 40 % (2022)

Typ-2-Diabetes oder Prädiabetes betreffen mittlerweile fast jeden zweiten Erwachsenen in den USA

Bluthochdruck stieg von 30 % auf 50 % in weniger als fünf Jahrzehnten

Hinzu kommt die alternde Gesellschaft: Die geburtenstarke Generation der Babyboomer erreicht jetzt ein Alter, in dem Herzkrankheiten gehäuft auftreten. Viele von ihnen bringen bereits Risikofaktoren mit – und die Summe dieser Belastungen zeigt sich nun in der Statistik.

Prävention statt Reparatur – der Wandel in der Herzkultur

Für die Kardiologin Dr. Lathia Palaniappan, Mitautorin der Studie, ist klar: „Herzkrankheiten sind nicht verschwunden – sie haben sich nur verändert.“ Die heutige Herausforderung bestehe nicht darin, Menschen im Notfall zu retten, sondern ihnen zu helfen, gar nicht erst krank zu werden.

Die Medizin könne noch so weit fortgeschritten sein – wenn Bewegungsmangel, falsche Ernährung, chronischer Stress und Nikotinkonsum weiter den Alltag prägen, werden Herzprobleme immer neue Wege finden.

Deshalb, so Palaniappan, müsse das neue Ziel lauten: Menschen helfen, mit einem starken, gesunden Herzen alt zu werden – und zwar durch Prävention, die bereits in der Kindheit beginnt. Denn wer früh lernt, auf sich und sein Herz zu achten, muss später weniger kämpfen.

Der Kampf gegen Herzkrankheiten geht weiter – nur hat er ein neues Gesicht

Die Studie erinnert uns daran, wie weit wir gekommen sind – aber auch daran, wie weit wir noch gehen müssen. Der medizinische Fortschritt hat uns das Leben verlängert, doch die Qualität dieses Lebens hängt davon ab, wie bewusst wir mit unserer Gesundheit umgehen. Herzkrankheiten sind heute leiser, vielfältiger und komplexer – und genau deshalb ist Aufklärung, Bewegung, gesunde Ernährung und Vorsorge wichtiger denn je.

Denn das Herz schlägt – aber wie es schlägt, liegt zu einem großen Teil in unserer Hand.

FAQ

Wie haben sich die Todesfälle durch Herzinfarkte in den letzten Jahrzehnten verändert?

Laut einer US-Studie sind die Todesfälle durch Herzinfarkte in den letzten 50 Jahren um nahezu 90 % zurückgegangen. Grund dafür sind bessere Behandlungsmethoden, schnellere Notfallversorgung und ein gestiegenes Bewusstsein für Symptome und Risikofaktoren.

Welche Herzerkrankungen nehmen aktuell am stärksten zu?

Während der klassische Herzinfarkt rückläufig ist, steigen andere Herzerkrankungen deutlich an. Besonders häufig sind Herzinsuffizienz, Bluthochdruck-bedingte Herzkrankheiten und Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern.

Warum steigen diese anderen Herzkrankheiten trotz medizinischen Fortschritts?

Ein Großteil der Zunahme ist auf Lebensstilfaktoren zurückzuführen: Bewegungsmangel, unausgewogene Ernährung, Übergewicht, Typ-2-Diabetes und chronischer Stress belasten das Herz dauerhaft und führen oft zu chronischen Erkrankungen.

Wie hoch ist der Anteil übergewichtiger Menschen heute im Vergleich zu früher?

Im Jahr 1970 waren etwa 15 % der Erwachsenen in den USA adipös. Heute liegt dieser Wert bei etwa 40 %. Auch Bluthochdruck und Diabetes nehmen rasant zu – viele dieser Erkrankungen gelten als „stille Gefahren“ fürs Herz.

Ab wann sollte man mit der Herzvorsorge beginnen?

Experten betonen, dass Prävention so früh wie möglich beginnen sollte – idealerweise schon im Kindesalter. Regelmäßige Bewegung, gesunde Ernährung und Stressmanagement können langfristig Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen.

Was bedeutet Herzinsuffizienz konkret?

Bei einer Herzinsuffizienz ist das Herz nicht mehr in der Lage, ausreichend Blut durch den Körper zu pumpen. Symptome sind unter anderem Kurzatmigkeit, Müdigkeit und Wasseransammlungen. Sie tritt oft nach einem Herzinfarkt oder bei langjährigem Bluthochdruck auf.

Was ist wichtiger: länger leben oder besser leben?

Beides ist wichtig – aber viele Kardiologen betonen, dass Lebensqualität im Alter eine entscheidende Rolle spielt. Denn es reicht nicht, das Leben zu verlängern – man sollte es auch aktiv, beschwerdefrei und mit Freude leben können.

Informationsquelle: who . int