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Überforderte Jugendliche verstehen: Praktische Strategien für Eltern in der digitalen Zeit

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Verloren in der Informationsflut? Warum so viele Jugendliche heute traurig sind

Der Herbst beginnt – und mit ihm das neue Schuljahr. Während Kinder und Jugendliche ihre Rucksäcke packen und den Stundenplan in der Tasche haben, sorgen sich viele Eltern nicht nur um gute Noten oder sportliche Leistungen. Viel häufiger geht es inzwischen um etwas Grundsätzlicheres: die seelische Gesundheit ihrer Kinder.

Und diese Sorge ist berechtigt. Denn nie zuvor haben sich so viele Jugendliche – vor allem Mädchen – antriebslos, traurig oder hoffnungslos gefühlt. Noch alarmierender: Immer mehr Jugendliche denken über Suizid nach, reden offen über Ängste, Schlafprobleme und den Wunsch, einfach abzuschalten.

40 Prozent fühlen sich regelmäßig traurig – ein historischer Höchststand

Laut der aktuellen Youth Risk Behavior Survey der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC gaben im Jahr 2023 40 % der Highschool-Schülerinnen und -Schüler an, über längere Zeiträume hinweg unter Gefühlen von Hoffnungslosigkeit und Traurigkeit zu leiden.

Zwei Jahre zuvor – auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie – lag dieser Wert sogar bei 42 %. Auch wenn die Zahlen leicht gesunken sind, bleibt die Entwicklung besorgniserregend. Vor zehn Jahren lag der Anteil deutlich niedriger. Der langfristige Anstieg ist nicht zu übersehen – und er lässt sich nicht allein mit Pandemie-Stress erklären.

Ein Buch, das Fragen stellt – und Antworten sucht

Der Wissenschaftsjournalist Matt Richtel, der für die New York Times schreibt, hat sich tief in dieses Thema eingegraben. In seinem neuen Buch „How We Grow Up: Understanding Adolescence“ erzählt er von einer Generation, die innerlich kämpft – und von einer Welt, die oft zu wenig hinhört.

Richtel, der selbst Vater ist, verbrachte vier Jahre mit Recherchen. Er sprach mit Jugendlichen, Psychologen, Hirnforschern, Eltern – und stellte sich eine zentrale Frage: Was macht die heutige Jugend so verletzlich?

Ein Gehirn im Ausnahmezustand

Laut Richtel beginnt das Verständnis der Jugendkrise dort, wo sich der Blick auf das Gehirn verändert. Die Pubertät sei nicht nur eine hormonelle, sondern auch eine neuronale Hochphase. Das Gehirn sei in dieser Zeit besonders aufmerksam, empfindlich und formbar – und gleichzeitig vollkommen überfordert mit dem, was von außen auf es einprasselt.

„Die Welt bewegt sich heute in einem Tempo, das viele Erwachsene schon überfordert“, so Richtel. „Doch Jugendliche haben noch keinen inneren Filter. Sie nehmen alles auf – jede Information, jedes Urteil, jeden Trend.“

Das führe zu einer Art Daueranspannung, einer mentalen Unruhe, die sich in Grübeln, Angst, Schlafproblemen oder Rückzug äußern könne. Viele Jugendliche wirken dabei äußerlich ruhig – und toben innerlich.

Ist Social Media schuld? Nur zum Teil

Schnell ist der Schuldige ausgemacht: das Smartphone. Eltern, Lehrkräfte und Kommentatoren machen TikTok, Snapchat & Co. verantwortlich für die seelischen Tiefschläge der jungen Generation. Doch so einfach ist es nicht, sagt Richtel.

„Natürlich spielen soziale Medien eine Rolle“, erklärt er. „Sie verdrängen Schlaf, Bewegung, echte Gespräche.“ Aber: Das Smartphone ist nicht die Ursache – es ist ein Verstärker.

Er verweist auf die 1980er Jahre, in denen Jugendliche ebenfalls mit großen Problemen zu kämpfen hatten: Alkoholexzesse, riskantes Fahrverhalten, Gewalt, frühe Sexualität. All das sei damals normal gewesen – heute sei es oft durch andere Risiken ersetzt: digitale Erschöpfung, Vergleichsdruck, Unsicherheit, emotionale Isolation.

Der größere Zusammenhang: Die Jugend steht unter Dauerbeobachtung

Jugendliche von heute leben in einer Welt, die nie abschaltet. Likes, Storys, Kommentare, Bewertungen – alles geschieht in Echtzeit. Dabei sind sie in einer Lebensphase, in der sie sich noch suchen, ausprobieren und definieren. Doch jede Entscheidung wird sofort öffentlich gemacht – und bewertet.

Die Folge: ständiger Vergleich, permanente Selbstbeobachtung, das Gefühl, nie gut genug zu sein. Diese permanente Überforderung trifft auf ein Gehirn, das noch nicht gelernt hat, Prioritäten zu setzen oder sich abzugrenzen.

Was brauchen Jugendliche wirklich?

Für Richtel ist klar: Die Jugend von heute ist nicht schwächer – sie ist verletzlicher, weil die Welt um sie herum intensiver, lauter und fordernder geworden ist. Was Jugendliche deshalb brauchen, sind echte Schutzräume – nicht mehr Kontrolle, sondern mehr Verständnis, Zeit, Ruhe und Orientierung.

„Eltern können nicht alles reparieren“, sagt er. „Aber sie können da sein. Zuhören. Die Emotionen ernst nehmen. Und zeigen, dass sie den inneren Kampf ihrer Kinder respektieren.“

Was Erwachsene tun können – konkret und sofort

– Gemeinsame Rituale schaffen: Abendessen ohne Handy, gemeinsame Spaziergänge, feste Schlafenszeiten

– Offene Gespräche führen – nicht belehrend, sondern interessiert

– Digitale Auszeiten ermöglichen, ohne sie als Strafe zu verstehen

– Therapie enttabuisieren – professionelle Hilfe als Stärke vermitteln

– Echte Begegnungen fördern – Hobbys, Sport, ehrenamtliches Engagement

Wenn Jugendliche sich zurückziehen: Warum Teenager ihre Eltern ignorieren und sich trotzdem nach Nähe sehnen

Wer mit Jugendlichen lebt, kennt diese Momente: Ein leerer Blick, ein genervter Seufzer, ein „Lass mich in Ruhe“. Eltern versuchen, zu helfen – und stoßen doch auf eine Wand. Die Kommunikation wird schwierig, die Distanz wächst. Und oft bleibt die bohrende Frage: Was ist nur los mit meinem Kind?

Matt Richtel, Wissenschaftsjournalist der New York Times, kennt dieses Gefühl – und versucht, es aus einer anderen Perspektive zu erklären. Für ihn ist die Pubertät kein rein hormonelles Chaos, sondern ein evolutionärer Übergangszustand mit klarem Sinn. In seinem Buch „How We Grow Up“ beschreibt er das Jugendalter als eine Zeit intensiver innerer Umstrukturierung – zwischen Vertrautem und Unbekanntem.

Die innere Spannung zwischen Alt und Neu

„Jugend ist die Phase, in der das Bekannte mit dem Unbekannten versöhnt werden muss“, sagt Richtel. Was damit gemeint ist? Die Jugendlichen stehen an der Schwelle zwischen dem, was ihre Eltern ihnen mitgegeben haben – Werte, Regeln, Sicherheit – und dem, was sie draußen in der Welt erleben. Und diese Welt verändert sich rasend schnell.

„Meine Eltern sagen mir, Lesen sei wichtig – aber in meinem Umfeld zählt, wie viele Klicks ich bekomme. Was stimmt nun?“

Dieses Spannungsfeld – zwischen dem, was war, und dem, was kommt – löst im jugendlichen Gehirn eine tiefe innere Unruhe aus. Die Erfahrung der Eltern steht plötzlich im Widerspruch zu den neuen Realitäten der Gegenwart. Und mittendrin stehen die Jugendlichen – oft verwirrt, überfordert, emotional geladen.

Frühe Pubertät, überforderter Verstand

Ein entscheidender Punkt: Die Pubertät setzt heute deutlich früher ein als noch vor wenigen Generationen. Das bedeutet: Jugendliche nehmen schon sehr früh alles intensiver wahr – haben aber noch nicht die kognitiven Fähigkeiten, das Gesehene und Gefühlte auch sinnvoll einzuordnen.

„Es entsteht ein neurologisches Missverhältnis“, sagt Richtel. „Das Gehirn nimmt mehr auf, als es verarbeiten kann.“

Der Druck von außen trifft auf ein System, das gerade erst lernt, mit Emotionen, Beziehungen und Identität umzugehen. Kein Wunder also, dass Jugendliche in dieser Phase extrem empfindlich, sprunghaft oder distanziert wirken.

Warum hören Jugendliche nicht mehr auf ihre Eltern?

Die Antwort liegt – so überraschend es klingt – in der Biologie. Laut Richtel ist es ganz natürlich, dass Jugendliche sich von den Eltern distanzieren. Sie befinden sich in einem Übergang von „versorgt werden“ zu „selbst Verantwortung übernehmen“ – und dafür müssen sie lernen, eigene Entscheidungen zu treffen, auch wenn sie falsch sind.

„Wenn dein Kind dich mit leerem Blick anschaut, siehst du keinen unhöflichen Teenie, sondern ein biologisches Programm“, so Richtel.

Jugendliche orientieren sich zunehmend an Gleichaltrigen und fremden Bezugspersonen – das ist evolutionär sinnvoll. So entstehen neue Perspektiven, andere Sichtweisen, eigene Wege. Eltern sollten das nicht persönlich nehmen, sondern als Teil des natürlichen Ablösungsprozesses verstehen.

Sein Rat:
„Klar darf man sagen: ‚So redest du bitte nicht mit mir.‘ Aber bitte nehmt es nicht als Angriff auf eure Liebe.“

Generation Grübelei: Wenn das Außen ins Innere kippt

Richtel nennt die heutigen Jugendlichen die „Generation Rumination“ – die Generation der Grübler. Früher war das Erkunden der Welt vor allem körperlich geprägt: Kinder sprangen von Bäumen, kletterten auf Dächer oder forschten in der Natur.

Heute verlagert sich die Neugier ins Innere: Wer bin ich? Was fühle ich? Bin ich richtig so? Diese Form der Selbstbefragung ist intensiver geworden – nicht zuletzt, weil die Außenwelt weniger Raum für echtes Abenteuer bietet.

Mit dieser Verlagerung vom physischen Risiko zum emotionalen Erleben verändert sich auch die Art der Verletzlichkeit. Wo früher Knochenbrüche waren, sind es heute Zweifel, Ängste, Identitätsfragen. Richtel sieht darin nicht nur ein Risiko, sondern auch eine Chance:

„Die Fragen, die heute aufgeworfen werden – etwa zu Geschlechtsidentität oder Zugehörigkeit – sind unbequem, aber überlebenswichtig für die Entwicklung unserer Spezies.“

Warum sich Jugendliche oft schlecht fühlen – obwohl alles scheinbar „in Ordnung“ ist

Ein häufiges Phänomen: Jugendliche leben in liebevollen Familien, es fehlt ihnen an nichts – und trotzdem fühlen sie sich miserabel. Für viele Eltern ist das schwer nachvollziehbar. Richtel bringt ein Beispiel, das aus dem Erwachsenenleben stammt:

Stell dir vor, du hattest Streit mit deinem Partner, dein Chef kündigt, du schläfst schlecht – und am nächsten Tag wirst du auf der Straße von jemandem schräg angeschaut. Plötzlich explodierst du innerlich. Es war nicht der Blick, der dich aus der Fassung gebracht hat – es war die Summe aller kleinen Dinge.

So, erklärt er, fühlen sich Jugendliche ständig. Ihr Nervensystem ist permanent auf Empfang, alles wirkt intensiv, alles geht unter die Haut. Selbst kleine Reize können große Reaktionen auslösen – weil das System keine Pause hat.

Was Eltern aus all dem lernen können

– Nicht alles persönlich nehmen. Der Rückzug deines Kindes ist kein Angriff – sondern ein Schritt in die Selbstständigkeit.

– Zuhören statt analysieren. Manchmal hilft ein offenes Ohr mehr als ein gut gemeinter Ratschlag.

– Stabilität bieten. Wenn die Welt draußen chaotisch ist, brauchen Jugendliche Zuhause einen ruhigen, sicheren Ort.

– Emotionen spiegeln. „Ich sehe, dass dich das traurig macht“ wirkt oft besser als „Jetzt reiß dich mal zusammen“.

– Fehler zulassen. Nur durch eigene Erfahrungen – auch negative – entwickeln Jugendliche innere Stärke.

Zwischen Überforderung und Selbstzweifel: Warum Jugendliche heute so kämpfen – und was Eltern wirklich tun können

Die Diskussion über psychische Gesundheit bei Jugendlichen hat in den letzten Jahren an Sichtbarkeit gewonnen – und das ist gut so. Gleichzeitig fragen sich viele Erwachsene: Reden wir nur mehr darüber? Oder haben tatsächlich mehr junge Menschen psychische Probleme als früher?

Der Wissenschaftsjournalist Matt Richtel hat auf diese Frage eine klare, aber differenzierte Antwort: Beides ist wahr. Ja, wir diagnostizieren mehr. Ja, wir reden offener. Aber gleichzeitig gibt es tatsächlich mehr Jugendliche mit echten inneren Kämpfen, mit Angst, Traurigkeit und Orientierungslosigkeit.

Social Media – Fluch, Segen oder beides?

Ein zentrales Thema, das in kaum einem Elternhaus unkommentiert bleibt, ist der Einfluss von sozialen Medien. TikTok, Instagram, Snapchat – für viele Teenager sind sie täglicher Begleiter. Für viele Eltern: das große Fragezeichen.

Matt Richtel bringt hier eine wohltuend differenzierte Sichtweise ein:

„Manche Jugendlichen fühlen sich nach dem Scrollen durch Social Media tatsächlich besser. Andere fühlen sich schlechter. Es hängt von der individuellen Veranlagung und dem Umgang damit ab.“

Für einige ist die Nutzung eine Form der Verbindung, etwa wenn man sich einsam fühlt und jemanden zum Schreiben braucht. Für andere wird sie schnell zur Quelle von Vergleichen, Selbstzweifeln und verzerrter Wahrnehmung.

„Wenn du ohnehin dazu neigst, dich mit anderen zu vergleichen, und siehst ständig durchtrainierte, scheinbar perfekte Menschen, dann denkst du irgendwann: Ich bin nicht genug. Ich muss weniger essen. Ich muss anders sein.“

Aber: Nicht alle ticken so. Das Problem ist nicht allein die Plattform, sondern die emotionale Konstitution des Jugendlichen – und der Umgang damit.

Wenn Teenager überfordert sind – was können Eltern tun?

Mit dem Schulbeginn im Herbst kehren nicht nur Bücher, Noten und Wecker zurück – sondern auch die alten Ängste. Was, wenn mein Kind den Leistungsdruck nicht aushält? Was, wenn es sich zurückzieht, unzufrieden ist oder plötzlich sagt: „Alle in der Klasse hassen mich“?

Richtel warnt davor, solche Sätze sofort rational korrigieren zu wollen. Sie entstehen meist nicht aus Fakten, sondern aus einem emotionalen Überlauf, gespeist aus Schlafmangel, Reizüberflutung, sozialen Spannungen oder einfach einem schlechten Tag.

„Wenn dein Kind das sagt, ist das Gehirn gerade nicht in der Lage, logisch zu denken. Es ist überfordert. Ein Gespräch in diesem Moment bringt nichts – im Gegenteil.“

Was hilft stattdessen? Emotionen Raum geben

Der Schlüssel liegt darin, dem Kind zu erlauben, Gefühle einfach auszudrücken, ohne sofort analysiert oder korrigiert zu werden. Traurigkeit, Wut, Frust – all das braucht Ventile, nicht Ratschläge.

Ein Beispiel: Wenn dein Teenager nach Hause kommt und sagt: „Ich bin nichts wert“ oder „Keiner mag mich“, ist das keine Einladung zur Debatte, sondern ein stummer Hilferuf.

Statt zu antworten: „Ach komm, das stimmt doch nicht“ oder „Denk doch mal logisch!“, empfiehlt Richtel, einfach da zu sein, zuzuhören, Nähe anzubieten – und mit der vernünftigen Analyse zu warten, bis das emotionale Chaos sich gelegt hat.

Kleine Werkzeuge gegen große Gefühle

Was kann Jugendlichen helfen, wenn sie emotional überlastet sind?

Richtel schlägt praktische „Körper-Hacks“ vor, die nachweislich helfen, neurochemische Prozesse zu beruhigen:

Das Gesicht in kaltes Wasser oder Schnee halten

Eine kalte Dusche nehmen

Sich körperlich bewegen: Joggen, tanzen, hüpfen

Den Körper fühlen, statt weiter zu denken

Diese einfachen Impulse helfen dem Körper, Stresshormone abzubauen und das emotionale Gleichgewicht langsam zurückzugewinnen. Erst danach kann ein Gespräch wieder sinnvoll sein.

Therapie? Ja, bitte – wenn es möglich ist

Wenn Familien es sich leisten können oder Zugang dazu haben, empfiehlt Richtel auch therapeutische Unterstützung – insbesondere:

Kognitive Verhaltenstherapie (CBT): hilft, Gedankenmuster zu erkennen und zu verändern

Dialektisch-behaviorale Therapie (DBT): besonders wirksam bei emotional instabilen Jugendlichen

Beide Therapieformen vermitteln Werkzeuge, mit denen Jugendliche lernen können:

„Das, was ich gerade spüre, ist nicht dauerhaft. Ich kann es zulassen, durchleben – und wieder loslassen.“

Das Ziel ist nicht, Gefühle zu vermeiden, sondern sie bewusst wahrzunehmen, ohne sich von ihnen überwältigen zu lassen.

Die „Bluescreen-Momente“ des Jugendalters

Richtel verwendet ein treffendes Bild: Wenn ein Teenager überfordert ist, ist das Gehirn wie ein Computer mit Bluescreen – es reagiert nicht mehr. Und je mehr man in diesem Moment redet, erklärt, beruhigt, desto mehr wirkt es, als würde man ständig die Eingabetaste drücken. Ergebnis: Stillstand.

Sein Rat an Eltern:

„Warte, bis das System neu gestartet ist. Dann kannst du wieder andocken.“

Eltern sind wichtiger, als sie glauben

Auch wenn es manchmal nicht so scheint – Eltern bleiben die wichtigsten Bezugspersonen im Leben ihrer Kinder. Auch wenn Jugendliche genervt reagieren, sich zurückziehen oder abweisend wirken, suchen sie im Innersten Halt, Struktur, Verständnis.

Das bedeutet nicht, dass Eltern perfekt sein müssen. Aber präsent, verlässlich und geduldig.

Ruhe bewahren, wenn das Kind stürmt

Die Pubertät ist kein Fehler im System – sie ist das System. Jugendliche müssen fühlen, zweifeln, übertreiben, sich ausprobieren – um sich selbst zu finden. Unsere Aufgabe als Eltern ist nicht, jedes Problem sofort zu lösen, sondern da zu sein, wenn die Welt wackelt.

Wie Matt Richtel sagt:

„Das Gehirn eines Jugendlichen ist nicht kaputt – es ist im Umbau.“

Und in einer Umbauphase braucht man manchmal kein neues Fundament, sondern einfach jemanden, der die Tür nicht zuschlägt, wenn’s im Inneren laut wird.

FAQ

Warum wirkt mein Teenager oft übertrieben dramatisch?

Jugendliche erleben Emotionen intensiver, weil ihr Gehirn gerade in einer Umbauphase ist. Was für Erwachsene wie eine Kleinigkeit wirkt, kann sich für Teenager wie eine Katastrophe anfühlen – nicht, weil sie übertreiben, sondern weil sie es so empfinden.

Wie sollte ich reagieren, wenn mein Kind sagt: „Niemand mag mich“?

In solchen Momenten ist das Kind emotional überlastet. Es hilft mehr, ruhig da zu sein und zuzuhören, statt logisch zu widersprechen. Später – wenn sich die Lage beruhigt hat – kann man das Gespräch wieder aufgreifen.

Sind soziale Medien immer schlecht für die Psyche?

Nein, nicht grundsätzlich. Manche Jugendliche fühlen sich durch Social Media sogar verbundener. Problematisch wird es, wenn die Nutzung Schlaf, Bewegung und echte soziale Kontakte verdrängt – oder wenn sich das Kind ständig negativ mit anderen vergleicht.

Welche konkreten Strategien helfen bei akuter Überforderung?

Bewegung, kaltes Wasser (Gesicht waschen oder kalte Dusche) und ruhige Umgebung helfen, das Stresslevel zu senken. Wichtig ist, dem Jugendlichen zu zeigen: Du darfst fühlen. Ich bin da.

Ab wann sollte ich über eine Therapie nachdenken?

Wenn das Kind über längere Zeit traurig, zurückgezogen oder aggressiv ist – oder mit Essverhalten, Schlaf oder Selbstwert kämpft – kann kognitive oder dialektisch-behaviorale Therapie hilfreich sein. Sie bietet Werkzeuge, um Emotionen besser zu verstehen und zu regulieren.

Wie kann ich helfen, ohne mein Kind zusätzlich zu stressen?

Warte mit Gesprächen, bis dein Kind wieder aufnahmefähig ist. Gib ihm Sicherheit, ohne Druck. Zeige Geduld, selbst wenn du innerlich zweifelst. Du musst nicht alles perfekt machen – nur verlässlich da sein.

Informationsquelle: who . int