Verdauungsstörungen und Resorptionsstörungen
Jeder Mensch nimmt Tag für Tag unterschiedliche Nahrungsmittel zu sich – mal aus Hunger, mal aus Gewohnheit, manchmal aus purer Lust am Geschmack. Zwei bis drei Mahlzeiten am Tag gelten dabei als üblich, doch wie genau und was genau wir essen, variiert je nach Lebensstil und kultureller Prägung. Mal gibt es etwas Warmes, mal nur ein belegtes Brot zwischendurch. Aber: Nicht jedes Gericht bekommt unserem Körper gleich gut.
Manche Speisen liegen uns sprichwörtlich schwer im Magen. Besonders fett- und zuckerreiche Lebensmittel bringen unsere Verdauung schnell aus dem Gleichgewicht. Hinzu kommt, dass wir uns im Alltag oft zu wenig Zeit fürs Essen nehmen. Zwischen Terminen, im Gehen oder vor dem Bildschirm wird hastig gegessen – von Genuss keine Spur. Dieses unachtsame Essverhalten kann sich auf Dauer negativ auf unsere Verdauung auswirken.
Dazu kommt häufig ein Mangel an Bewegung. Der moderne Alltag spielt sich oft sitzend ab – im Auto, am Schreibtisch, auf der Couch. Bewegung jedoch ist ein natürlicher Unterstützer der Verdauung. Bleibt sie aus, kann das zu einem trägen Magen-Darm-Trakt führen. Das Resultat? Ein unangenehmes Völlegefühl nach dem Essen, gepaart mit Blähungen oder dumpfen Bauchschmerzen. In einigen Fällen entwickeln sich sogar krampfartige Beschwerden, die den Alltag deutlich beeinträchtigen können.
Dabei liegt der Verdacht schnell auf der Ernährung – doch nicht immer ist sie allein schuld. Auch bestimmte Krankheiten oder Unverträglichkeiten können hinter den Symptomen stecken. Wer beispielsweise regelmäßig nach dem Verzehr bestimmter Speisen Beschwerden verspürt, sollte aufmerksam werden und ärztlichen Rat einholen. Denn was zunächst wie eine harmlose Verdauungsstörung wirkt, kann sich im weiteren Verlauf als ernstzunehmende Resorptionsstörung entpuppen – also eine Störung bei der Aufnahme von Nährstoffen im Darm. Und genau diesen Zusammenhängen wollen wir im Folgenden genauer auf den Grund gehen.
Im deutschsprachigen Raum gehören Magen-Darm-Beschwerden übrigens zu den häufigsten Gründen für einen Arztbesuch. Millionen Menschen leiden regelmäßig unter Symptomen wie Blähungen, Sodbrennen, Durchfall oder Völlegefühl. Die Ursachen sind ebenso vielfältig wie individuell – und genau das macht die Diagnose oft schwierig. Denn der Verdauungstrakt ist hochkomplex. Er besteht nicht nur aus Magen und Darm, sondern ist eng mit anderen Organen wie Leber, Bauchspeicheldrüse oder Galle verbunden – ein fein abgestimmtes System, in dem jede Störung weitreichende Auswirkungen haben kann.
Was viele nicht wissen: Der Magen-Darm-Trakt enthält ein eigenes Nervensystem – das sogenannte enterische Nervensystem –, das aus Millionen von Nervenzellen besteht. Es macht den Bauch nicht umsonst zur „zweiten Gehirnregion“ des Körpers. Doch gerade diese hohe Sensibilität führt dazu, dass bereits geringe Störungen deutliche Symptome hervorrufen können. Schmerzen strahlen häufig diffus aus – etwa in Richtung Rücken, Leber oder Nieren – was eine eindeutige Zuordnung oft erschwert.
Nicht selten kann selbst durch umfangreiche Untersuchungen keine klare Ursache gefunden werden. Studien zeigen, dass in etwa der Hälfte aller Fälle unklar bleibt, was genau die Beschwerden im Verdauungstrakt auslöst. Oft lautet die Diagnose dann schlicht: funktionelle Verdauungsstörung.
Typische Symptome sind Völlegefühl, Blähungen, Sodbrennen oder Übelkeit – Beschwerden, die viele Betroffene zunächst selbst auf das Essen zurückführen. Und tatsächlich können bestimmte Lebensmittel, wie stark verarbeitete Kost oder ballaststoffarme Nahrung, die Darmtätigkeit verlangsamen. Man spricht dann von einer „Darmträgheit“ – einer Art Energiemangel im Verdauungssystem, bei der die Nahrung nur langsam oder unvollständig weitertransportiert wird.
Ursachen von Verdauungsstörungen und Resorptionsstörungen
Nicht jedes Lebensmittel tut unserem Körper gut – das merkt man oft schneller, als einem lieb ist. Der Darm, ein zentrales Organ unserer Verdauung, hat die anspruchsvolle Aufgabe, die aufgenommene Nahrung mithilfe rhythmischer Muskelbewegungen, der sogenannten Peristaltik, weiterzuleiten und aufzuspalten. Gerät dieser feine Ablauf aus dem Gleichgewicht, kann es zu Verzögerungen im Transport des Speisebreis kommen – die Folge: Die Verdauung wird träge, der Magen-Darm-Trakt gerät aus dem Takt.
Ein Beispiel, das viele betrifft, ist Käse – ein beliebtes, aber nicht immer leicht verdauliches Nahrungsmittel. Durch seinen hohen Gehalt an gesättigten Fettsäuren kann Käse im Darm Reaktionen auslösen, die die Muskelaktivität im Verdauungstrakt ausbremsen. Verantwortlich dafür ist unter anderem ein Botenstoff namens Enterogastron, der als Reaktion auf die Fettzufuhr ausgeschüttet wird. Diese Substanz reduziert die Beweglichkeit der Magen- und Darmmuskulatur – und sorgt dafür, dass sich der Verdauungsprozess verlangsamt. In der Praxis spürt man das als Druckgefühl, Blähbauch oder gar Verstopfung – unangenehm, belastend, und auf Dauer auch gesundheitlich bedenklich.
Doch Käse ist kein Einzelfall. Auch rotes Fleisch, frittierte Snacks wie Chips, stark zuckerhaltige Süßwaren wie Schokolade, sowie Weißmehlprodukte und polierter Reis können eine vergleichbare Wirkung haben. Diese Speisen sind oft nährstoffarm, aber gleichzeitig schwer verdaulich – besonders dann, wenn sie regelmäßig und in größeren Mengen verzehrt werden. Generell gilt: Je fettreicher und süßer das Essen, desto eher neigt der Darm zu Trägheit. Das bedeutet nicht, dass diese Lebensmittel gänzlich tabu sind – aber sie sollten mit Achtsamkeit und in Maßen genossen werden.
Nicht zu unterschätzen ist auch die Rolle der Psyche. Stress – sei er körperlicher oder seelischer Natur – hat einen enormen Einfluss auf die Verdauung. Unser vegetatives Nervensystem, das unter anderem Magen- und Darmaktivitäten steuert, reagiert empfindlich auf innere Anspannung. Bei vielen Menschen führen stressige Lebensphasen zu einem völligen Durcheinander im Bauch: Mal ist der Darm blockiert, mal überaktiv – Verstopfung und Durchfall wechseln sich ab. In solchen Fällen hilft es kaum, nur die Ernährung zu betrachten. Vielmehr ist es wichtig, auch die Lebensumstände zu beleuchten: Gab es jüngst belastende Ereignisse, familiären Kummer, beruflichen Druck oder emotionale Konflikte? Eine gute ärztliche Anamnese schließt deshalb auch immer das persönliche Umfeld ein – denn Bauch und Seele hängen enger zusammen, als vielen bewusst ist.
Ein weiterer Faktor, der häufig übersehen wird, ist die Einnahme bestimmter Medikamente. Insbesondere Arzneimittel mit Morphinen, Blutverdünner oder Medikamente zur Behandlung neurologischer Erkrankungen wie Parkinson können die Aktivität des Verdauungstrakts stark verlangsamen. Auch Eisenpräparate – oft eingesetzt bei Schwangerschaft oder Blutarmut – gelten als klassische Auslöser für Verstopfungen. Wer regelmäßig Medikamente einnimmt und gleichzeitig unter Verdauungsproblemen leidet, sollte dies offen mit dem behandelnden Arzt besprechen.
Treten Verdauungsbeschwerden immer wieder auf oder halten sie über Wochen hinweg an, ist besondere Vorsicht geboten. Denn ein dauerhaft gestörter Nahrungsdurchlauf kann nicht nur Unwohlsein verursachen, sondern auch ernsthafte Folgeerkrankungen nach sich ziehen. Ein träger Darm begünstigt die Ansammlung von Rückständen, die mit der Zeit Entzündungsprozesse im Körper fördern können. Wird hier nicht rechtzeitig ärztlich eingegriffen, drohen chronische Beschwerden oder sogar bleibende Schäden an der Darmschleimhaut.
In manchen Fällen stecken auch Unverträglichkeiten hinter den Beschwerden. Besonders häufig betroffen sind Menschen mit Laktoseintoleranz oder Zöliakie, also einer Unverträglichkeit gegenüber Gluten. In diesen Fällen spricht man von einer Resorptionsstörung – das bedeutet, dass der Darm wichtige Nährstoffe wie Vitamine, Spurenelemente oder Mineralstoffe nicht mehr ausreichend aufnehmen kann. Für die Betroffenen kann das auf lange Sicht zu Mangelerscheinungen und Erschöpfung führen. Gerade bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist eine frühzeitige Diagnose entscheidend, um die körperliche Entwicklung nicht zu gefährden.
Eine mögliche Ursache für Resorptionsstörungen, die in den letzten Jahren zunehmend diskutiert wird, ist das sogenannte Leaky-Gut-Syndrom. Hierbei handelt es sich um eine Störung der Darmbarriere: Die Schleimhaut des Dünndarms ist so geschädigt, dass sie nicht mehr als Schutzwall gegen schädliche Stoffe fungieren kann. Bakterien, Gifte und unverdaute Nahrungsbestandteile können dann ungehindert in den Blutkreislauf gelangen – was Entzündungen und Immunreaktionen im ganzen Körper auslösen kann. Gleichzeitig wird die Aufnahme gesunder Nährstoffe behindert, da die Oberfläche des Darms beschädigt ist und wichtige Enzyme nicht mehr ausreichend produziert werden. Die Gründe dafür sind vielfältig: chronische Entzündungen, falsche Ernährung, wiederholte Antibiotikagaben oder auch genetische Schwächen der Darmschleimhaut.
Auch nicht vollständig auskurierte Infekte, langanhaltende Allergien oder ein übersehener entzündeter Blinddarm können zu anhaltenden Beschwerden führen. Doch selbst wenn nach umfassenden Untersuchungen keine greifbare Ursache gefunden wird, bleiben die Symptome bestehen – und genau dann sprechen Mediziner von einer funktionellen Verdauungsstörung. Diese Diagnose bedeutet, dass keine organischen Schäden festgestellt wurden, aber dennoch eine Funktionsstörung des Magen-Darm-Trakts vorliegt. Studien zeigen, dass bis zu 30 % der Bevölkerung in Deutschland unter diesen sogenannten funktionellen Beschwerden leiden. In vielen Fällen spielen dabei psychische Belastungen – etwa chronischer Stress, Angst oder depressive Verstimmungen – eine entscheidende Rolle.
Symptome bei Verdauungs- und Resorptionsstörungen
Menschen, die unter Verdauungsstörungen leiden, berichten häufig von einem anhaltenden Völlegefühl – ein unangenehmer Druck im Bauch, der oft direkt nach dem Essen auftritt und das Gefühl vermittelt, als hätte man deutlich mehr gegessen, als man tatsächlich hat. Der Verdauungstrakt „meldet“ sich in solchen Momenten mit allerlei Signalen. Typisch sind Sodbrennen, also ein brennendes Gefühl hinter dem Brustbein, sowie unkontrolliertes Aufstoßen – oft begleitet von einem bitteren oder sauren Geschmack im Mund. Diese Beschwerden sind nicht nur unangenehm, sondern wirken sich auch negativ auf das allgemeine Wohlbefinden und den Alltag aus.
Zusätzlich zu dem Völlegefühl können sich Blähungen einstellen – also das Gefühl, dass sich Gase im Bauch stauen und nach einem Ausweg suchen. Das geht oft mit einem sichtbaren Aufblähen des Bauches einher, was besonders nach dem Essen als störend empfunden wird. Manche Betroffene klagen darüber hinaus über krampfartige Schmerzen, die plötzlich und in Wellen auftreten. Solche Krämpfe sind oftmals ein Zeichen dafür, dass sich die Bewegungsabläufe der Muskulatur im Verdauungstrakt verlangsamt oder aus dem Rhythmus geraten sind. Der Darm arbeitet dann nicht mehr so gleichmäßig, wie es für eine gesunde Verdauung notwendig wäre.
Ein weiteres häufiges Anzeichen für eine gestörte Verdauung oder Nährstoffaufnahme sind Veränderungen beim Stuhlgang. Viele Patientinnen und Patienten bemerken, dass sich die Häufigkeit, Konsistenz oder Farbe ihres Stuhls verändert. Wer weniger als zwei Mal pro Woche zur Toilette gehen kann, leidet aus medizinischer Sicht an Obstipation, also Verstopfung. Dabei kann der Stuhl oft hart und trocken sein, was zu schmerzhaften Ausscheidungen führt – in schlimmeren Fällen sogar zu kleinen Verletzungen im Bereich des Enddarms.
Manche Menschen hingegen erleben genau das Gegenteil: Stress, emotionale Belastungen oder Reizungen des Darms führen bei ihnen zu häufigem, manchmal explosivem Durchfall. Diese Form der Verdauungsstörung kann ebenso belastend sein – sowohl körperlich als auch psychisch. Der ständige Druck, „in der Nähe einer Toilette bleiben zu müssen“, ist nicht nur unangenehm, sondern auch mit einem deutlichen Verlust an Lebensqualität verbunden.
Ein besonders ernstes Warnsignal ist das Auftreten von Blut im Stuhl. Hierbei muss dringend medizinisch abgeklärt werden, woher die Blutung stammt. Denn sie kann Ausdruck einer Entzündung oder Verletzung der Darmwand sein, die unbehandelt zu chronischen Erkrankungen führen kann. Vor allem wenn blutige Durchfälle von Symptomen wie Fieber, Übelkeit, Appetitlosigkeit oder einem spürbaren Gewichtsverlust begleitet werden, besteht der Verdacht auf eine chronisch entzündliche Darmerkrankung wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. In solchen Fällen ist eine schnelle und gezielte Therapie besonders wichtig.
Vor allem bei Resorptionsstörungen, also bei Problemen mit der Nährstoffaufnahme im Darm, zeigen sich oft tiefgreifendere Symptome. Weil der Körper nicht mehr ausreichend Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente aufnehmen kann, entstehen mit der Zeit Mangelerscheinungen – zum Beispiel Eisenmangel, was zu Blutarmut führt, oder ein Mangel an fettlöslichen Vitaminen, was sich in Hautproblemen oder Sehstörungen äußern kann. Viele Betroffene verlieren zudem ungewollt an Gewicht – selbst bei normaler oder gesteigerter Nahrungsaufnahme.
Typisch für Resorptionsstörungen sind auch massige, übelriechende und oft helle Durchfälle, die sich durch Fettbeimengungen im Stuhl auszeichnen. Besonders bei Kindern sind solche Symptome ein Alarmsignal, das eine ärztliche Abklärung dringend erforderlich macht. Denn: Bleiben wichtige Nährstoffe aus, kann dies nicht nur zu körperlicher Schwäche führen, sondern auch die geistige und emotionale Entwicklung nachhaltig beeinträchtigen. Frühzeitiges Erkennen und gezielte Therapie sind hier entscheidend.
Auch bei sogenannten funktionellen Darmbeschwerden – bei denen keine organischen Ursachen gefunden werden können – ist das Beschwerdebild oft vielfältig: diffuse Bauchschmerzen, ein unangenehmes Druckgefühl im Unterbauch, Blähungen oder wechselnde Stuhlgewohnheiten gehören zu den häufigsten Symptomen. Manche Betroffene beschreiben die Schmerzen als dumpf und ziehend, andere wiederum erleben kurze, schmerzhafte Krämpfe, die im Alltag spontan auftreten. Oft sind es kleine Auslöser – Stress, bestimmte Lebensmittel oder hormonelle Schwankungen – die das empfindliche Gleichgewicht im Bauch durcheinanderbringen.
Behandlung von Verdauungsstörungen und Resorptionsstörungen
Welche Möglichkeiten der Behandlung gibt es bei Verdauungs- und Resorptionsstörungen? Eine Frage, die sich viele Betroffene stellen – denn die Beschwerden können den Alltag erheblich beeinträchtigen. Wichtig ist zunächst zu wissen, dass sich die Wahl der Behandlung immer an den Ursachen und dem Schweregrad der Beschwerden orientiert. Während leichte, vorübergehende Verdauungsstörungen häufig schon durch einfache Maßnahmen gelindert werden können, benötigen schwerwiegendere Verläufe – etwa bei Resorptionsstörungen – eine gezielte medizinische Abklärung und Betreuung.
Wenn es sich um harmlose, aber lästige Verdauungsprobleme handelt – etwa nach einem üppigen Essen oder in stressreichen Zeiten – lässt sich oft bereits mit einer bewussteren Ernährung viel erreichen. Schwere, fetthaltige Speisen sollten reduziert werden, da sie die Verdauung belasten und die Darmträgheit fördern können. Stattdessen empfiehlt es sich, leichte, ballaststoffreiche Kost zu bevorzugen: viel frisches Gemüse, Salate und Obst bringen den Darm in Schwung und liefern gleichzeitig wertvolle Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe. Auch schonende Zubereitungsarten – wie Dünsten oder Dampfgaren – können helfen, den Verdauungstrakt zu entlasten.
Ebenso wichtig wie das, was wir essen, ist die ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Wasser, ungesüßte Kräutertees oder verdünnte Fruchtsäfte – wie Saftschorlen – unterstützen den Flüssigkeitshaushalt und helfen, den Speisebrei im Darm geschmeidig zu halten. Gerade bei Durchfällen ist es wichtig, verlorene Flüssigkeit rechtzeitig auszugleichen. Auf Kaffee und Alkohol sollte man hingegen möglichst verzichten – sie können den Magen reizen und in manchen Fällen sogar die Symptome verstärken.
Zu den altbewährten Hausmitteln zählt zum Beispiel Pfefferminztee, der beruhigend auf Magen und Darm wirkt. Auch Kümmel, Fenchel oder Anis können – einzeln oder in Teemischungen – wohltuend und entblähend wirken. In der Küche können diese Gewürze gezielt eingesetzt werden, etwa bei schwer verdaulichen Gerichten wie Kohl oder Sauerkraut. So lässt sich Verdauungsbeschwerden vorbeugen, ohne ganz auf bestimmte Speisen verzichten zu müssen.
Neben Ernährung und Flüssigkeit spielt auch Bewegung eine zentrale Rolle. Schon ein kurzer Spaziergang nach dem Essen kann Wunder wirken – er regt die Darmbewegung an und fördert die Durchblutung des Verdauungstrakts. Ebenso wichtig ist es, sich selbst Ruhephasen im Alltag zu gönnen. Wer ständig unter Strom steht, bringt nicht nur seine Nerven aus dem Gleichgewicht, sondern auch den Darm – unser „zweites Gehirn“. Eine bewusste Entschleunigung, kurze Pausen oder Atemübungen können helfen, dem Bauch mehr Balance zu schenken.
Was hingegen vermieden werden sollte, ist die regelmäßige Einnahme von Abführmitteln ohne ärztlichen Rat. Zwar versprechen sie schnelle Hilfe, können auf Dauer aber zu einer Abhängigkeit führen und den Darm zusätzlich schwächen. Sanfte pflanzliche Alternativen und eine Umstellung der Lebensgewohnheiten sind meist nachhaltiger und schonender für den Körper.
Bei Resorptionsstörungen hingegen ist die Behandlung komplexer und erfordert in der Regel die genaue Diagnostik durch einen Facharzt – meist einen Gastroenterologen. Denn hier geht es darum, herauszufinden, welche Nährstoffe nicht mehr richtig aufgenommen werden und warum das so ist. Häufig steckt eine Unverträglichkeit, eine chronische Erkrankung oder eine Störung der Darmschleimhaut dahinter. Mittels Bluttests, Stuhluntersuchungen oder Dünndarmbiopsien lassen sich die Ursachen näher eingrenzen.
Sobald die Auslöser identifiziert wurden, wird die Behandlung individuell angepasst. In der Regel wird die Ernährung gezielt umgestellt, um belastende Lebensmittel zu meiden. Gleichzeitig erhalten Betroffene oft Nährstoffpräparate, die Mängel ausgleichen sollen – etwa Eisen, Vitamin B12 oder fettlösliche Vitamine wie A, D, E und K. Diese Supplemente helfen, den Körper wieder ins Gleichgewicht zu bringen und einer Verschlechterung des Gesundheitszustands vorzubeugen.
Wenn der Grund für die Beschwerden jedoch eine schwerwiegendere Erkrankung wie eine chronische Entzündung im Darm ist, kommt in vielen Fällen eine medikamentöse Behandlung zum Einsatz. Ziel ist es, den Verdauungstrakt zu beruhigen, den Entzündungsherd einzudämmen und die Lebensqualität der Betroffenen wiederherzustellen. Zum Einsatz kommen hierbei unter anderem entzündungshemmende Medikamente, Probiotika oder immunmodulierende Therapien – abhängig vom individuellen Krankheitsbild.
In besonders schweren Fällen – etwa bei einem entzündeten Blinddarm oder strukturellen Veränderungen im Darm – kann sogar ein operativer Eingriff notwendig werden. Hierbei geht es darum, entzündete oder geschädigte Darmabschnitte zu entfernen oder Komplikationen zu vermeiden. Auch nach solchen Eingriffen ist eine intensive Nachsorge und Ernährungstherapie essenziell, um Rückfällen vorzubeugen.
FAQ – Häufige Fragen zu Verdauungs- und Resorptionsstörungen
Der Unterschied zwischen Verdauungsstörungen und Resorptionsstörungen?
Verdauungsstörungen betreffen vor allem den Prozess der Zerkleinerung und Weiterleitung der Nahrung im Magen-Darm-Trakt. Typische Symptome sind Völlegefühl, Blähungen, Sodbrennen oder Verstopfung. Resorptionsstörungen hingegen entstehen, wenn der Darm wichtige Nährstoffe aus der Nahrung nicht richtig aufnehmen kann. Das kann zu Mangelerscheinungen, Gewichtsverlust und chronischen Beschwerden führen.
Welche Symptome deuten auf eine Resorptionsstörung hin?
Typische Anzeichen sind langanhaltende Durchfälle, blasser, übelriechender Stuhl, Müdigkeit, Gewichtsverlust oder Blutarmut. Auch brüchige Nägel, Hautprobleme oder Konzentrationsschwierigkeiten können auf einen Nährstoffmangel durch eine Resorptionsstörung hindeuten.
Was sind häufige Auslöser für Verdauungsstörungen?
Häufige Ursachen sind eine fett- und zuckerreiche Ernährung, zu wenig Bewegung, Stress, zu hastiges Essen oder unverträgliche Lebensmittel. Auch Medikamente oder hormonelle Einflüsse können die Verdauung beeinträchtigen.
Kann Stress tatsächlich zu Verdauungsproblemen führen?
Ja – psychische Belastungen haben nachweislich Einfluss auf das sogenannte Bauchhirn, also das Nervensystem des Verdauungstrakts. Dauerhafter Stress kann die Darmbewegung aus dem Gleichgewicht bringen und zu Verstopfung, Durchfall oder Reizdarmsymptomen führen.
Wie kann ich Verdauungsstörungen auf natürliche Weise lindern?
Eine bewusste Ernährung mit viel Gemüse, Obst und Ballaststoffen, regelmäßige Bewegung, ausreichend Flüssigkeit und das Vermeiden von Alkohol und schwerer Kost helfen dem Darm. Auch Hausmittel wie Pfefferminztee oder Kümmel können unterstützend wirken.
Wann sollte ich bei Verdauungsbeschwerden zum Arzt gehen?
Wenn Beschwerden wie Durchfall, Verstopfung, Bauchschmerzen oder Blähungen regelmäßig auftreten oder über Wochen anhalten, ist ein Arztbesuch ratsam. Spätestens bei Blut im Stuhl, unerklärlichem Gewichtsverlust oder Fieber sollte eine fachärztliche Untersuchung erfolgen.
Wie werden Resorptionsstörungen diagnostiziert?
Die Diagnose erfolgt meist durch eine Kombination aus Bluttests, Stuhluntersuchungen, Ultraschall und in manchen Fällen einer Darmspiegelung oder Dünndarmbiopsie. Ziel ist es, die Ursache der gestörten Nährstoffaufnahme genau zu bestimmen.
Kann man Resorptionsstörungen behandeln?
Ja – je nach Ursache erfolgt die Behandlung durch gezielte Ernährungstherapie, Vermeidung unverträglicher Lebensmittel und die Zufuhr fehlender Nährstoffe über Supplemente. Bei entzündlichen oder chronischen Erkrankungen kann auch eine medikamentöse Behandlung notwendig sein.
Sind funktionelle Verdauungsstörungen gefährlich?
Funktionelle Beschwerden – also solche ohne organischen Befund – sind meist nicht lebensbedrohlich, können aber sehr belastend sein. Wichtig ist eine gute ärztliche Begleitung, um die Symptome zu lindern und mögliche psychosomatische Auslöser zu erkennen und zu behandeln.
Bilder dank: freepik . com